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Ausstellungen: Wien · von Franz Thalmair · S. 272 - 273
Ausstellungen: Wien , 2018

Naturgeschichten

Spuren des Politischen
mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig 22.09.2017 – 14.01.2018
von Franz Thalmair

Dass „Natur“ kaum frei von menschlichem Einwirken ist und dass umgekehrt der Mensch und seine Geschichte ohne denn Sinnhorizont „Natur“ nicht zu denken sind, macht die Ausstellung „Naturgeschichten. Spuren des Politischen“ im Wiener Mumok deutlich. Auf drei Ebenen des Museums beleuchtet Kurator Rainer Fuchs mit seiner überzeugenden Werkauswahl die unterschiedlichen Verhältnisse, die Geschichte und Natur entlang künstlerischer Handlungsfelder miteinander eingehen. Die in thematischen Blöcken organisierte Schau kombiniert historische mit aktuellen, aus einem internationalen Kontext stammende mit in Österreich lebenden sowie konzeptuelle mit sinnlichen Positionen. Erst diese Verbindung macht die Ausstellung aufschlussreich und eingängig.

Zwei wichtige programmatischen Bezugspunkte sind Marcel Broodthaers’ „Un jardin d’hiver II“ (1974) und „Tropicália, Penetráveis PN2 ‚Pureza é um mito‘, PN3 ‚Imagético‘“ (1966–1967) von Hélio Oiticica. Broodthaers entlarvt in seiner raumgreifenden Installation den Wintergarten als bürgerliches Phänomen und als kolonialistisch, indem er mit der Reproduktion und Inszenierung von Natur in Form von ihrerseits reproduzierten und inszenierten naturhistorischen Schautafeln arbeitet. Die Künstlichkeit dieser Bilder von Vögeln, Insekten und unterschiedlichen Säugetieren wird einmal mehr verstärkt durch den domestizierten Dschungel, in dem sie arrangiert sind, ein Dickicht aus exotischen Topfpflanzen, das an die Szenerien der literarischen Salons des 19. Jahrhunderts denken lässt. Der gleichnamige Film, der in dieser Setzung läuft, zeigt die Aufnahmen eines Kamels, das bei einer vorhergehenden Ausstellung als lebendiges Schauobjekt von Broodthaers vorgeführt wurde und nun – ähnlich wie die naturhistorischen Tafeln – als reproduziertes Element Eingang in die Schau…


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