Das Museum als Kampfzone
Ein Gespräch mit Hito Steyerl
von Heinz Schütz
Bei Debatten über die Autonomie der Kunst wird das Ökonomische gerne durch die „Vordertüre des Kunstgebäudes“ entlassen. So verabschiedet tritt es dann unbemerkt durch die „Hintertüre“ wieder ein. Kunst und mit ihr das Museum sind tief verflochten in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen der Gegenwart. Hito Steyerl reflektiert in ihren Filmen, Installationen, Performances und Essays die auf unterschiedlichen Ebenen wirkenden Mechanismen.
Heinz Schütz: Mit der auf der auf 13. Istanbul Biennale durchgeführten Lecture Performance Is a Museum a Battlefield? und in mehreren Texten haben Sie sich immer wieder dezidiert mit der gegenwärtigen Rolle des Museums auseinandergesetzt. Ein Duty-free Art überschriebener Text lenkt den Blick unter anderem auf die zollfreien Zonen, in denen Kunstwerke gebunkert werden. Die Duty-free Art ist ein ökonomisches Faktum. Lässt sie sich als Modell verstehen, dass Aufschluss über das zeitgenössische Museum gibt?
Hito Steyerl:Am Anfang des Museums standen die feudalen Auftraggeber, eine modernistische Form korreliert unter anderem mit der Idee von bürgerlicher Öffentlichkeit und die zeitgenössische Form, deren Bedingungen sich momentan rapide ändern, kann durchaus mit der Duty-Free Zone in Verbindung gebracht werden. Duty-Free Bereiche sind abgegrenzte Bezirke innerhalb der Grenzen von Nationalstaaten. Sie dienen dem erleichterten Fluss internationaler Kapitalströme, aber auch kriminellen Organisationen. Sie dienen der Geldwäsche, dem Insiderhandel, allen möglichen Versuchen, sich um Steuerzahlungen zu drücken. Mein Duty-free Art Artikel ist eine Parallelmontage hauptsächlich von zwei Orten: den syrisch-türkischen Grenzgebieten und dem Zollfreilager in Genf, einem von…