Olaf Nicolai
Der wahre Moment der Leichtigkeit
Olaf Nicolai, aufgewachsen in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, absolvierte von 1983 bis 1988 ein Studium der Germanistik mit anschließender Promotion an der Universität Leipzig zum Phänomen der Geste zwischen Expression und Kalkül. Als Konzept- und Medienkünstler mit allerlei Materialien arbeitend, schafft er künstliche Landschaftsräume oder Installationen. Seit Anfang der 1990er Jahre ist er in Gruppen- oder mit Einzelausstellungen an inzwischen fast allen wichtigen Orten des zeitgenössischen Kunstgeschehens präsent, bei Documenta X (1997) war er ebenso wie auf den Biennalen 49 und 51 von Venedig (2001 und 2005) vertreten. Er erhielt mehrere Stipendien, darunter das der Villa Massimo in Rom (1998). 1996 wurde er mit dem Botho-Graef-Preis, 1999 mit dem Bremer Kunstpreis und im Jahr 2002 mit dem Kunstpreis Junge Stadt ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Berlin-Prenzlauer Berg.
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Heinz-Norbert Jocks: Könntest du deine auf dem Dach des Pavillons stattfindende Arbeit erst einmal beschreiben und dann in Beziehung zu früheren setzen?
OLAF NICOLAI: Anders bei der Architektur-Biennale wird im Rahmen der Kunst-Biennale das Dach zum ersten Mal einbezogen. Was dort passiert, erschließt sich den Besuchern nicht vollständig, insofern das Dach für sie unbetretbar ist. Drei Personen, wenn auch nicht immer die gleichen, so doch in wechselnden Konstellationen, halten sich dort oben für die Dauer der Biennale auf. In der dortigen Werkstatt fertigen sie einen speziellen, von ihnen auch benutzten Bumerang an. Ihn testen sie aus, um zu sehen, wie er auf dem Dach mit den Bäumen um den Pavillon herum und unter den dortigen Bedingungen fliegt und sich wieder…