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Ausstellungen: Ludwigshafen · S. 294 - 295
Ausstellungen: Ludwigshafen , 1986

S.D. Sauerbier
Peter Gilles

Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen

Eine Arbeit, die Peter Gilles für seine Ausstellung »Hephesch – Selbst – Blutleuchte« (19.4. -18. 5.86) angefertigt hat, fußt auf der Vergrößerung einer Abbildung aus dem »Atlas der gerichtlichen Medizin« (von Waldemar Heimann und Otto Prokop): Die Fotoleinwand zeigt eine weibliche Leiche, der ist die Kehle durchschnitten, der Bauch aufgeschlitzt, die eine Brust abgeschnitten, die andere Brust mit dem Messer traktiert, und die Mundwinkel sind bis hinter die Ohren durch Schnitte erweitert.

Peter Gilles stellt sich nun die sonst verbotene Frage: Liegt hier nicht eigentlich über die Befriedigung der Tötungsgelüste hinaus eine Erweiterung der Kreativität vor? Überschuß an schöpferischem Potential? Das interessiert auch mich; und ein klassischer Abseitiger kommt einem also gleich in den Sinn, Thomas De Quicey: »Der Mord als eine der schönen Künste betrachtet.«

Triebtäter sind wir ja alle fiktiv – als Voyeure sind wir es real bei all den Kriminal-, mehr noch den Action-Filmen, den Horrors und Pornos … Haarklein werden uns, mimetisch allerdings, als Abbildungen, als Re-Präsentationen, die gruseligsten Sachen von Sex-and-crime, Zombies, Wiedergängern, … vorbuchstabiert, und wir scheinen sie in unseren Phantasien doch wohl zu genießen. Aber schon der einfache Unfall mit dem Auto auf der Straße läßt uns in Panik geraten, und wir werden mit der Präsentation in der sogenannten Wirklichkeit nicht mehr fertig. Und die Frage nach der Realität unseres Verhaltens zu Bild und Abgebildetem stellt Gilles immer von neuem. Gilles bedeckte die Abbildung der geschändeten Leiche zunächst real mit seinem Körper, machte einen Abdruck mit seinem Blut und überarbeitete hernach…


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