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Titel: Aktuelles Denken · S. 137 - 142
Titel: Aktuelles Denken , 1990

Gerhard Johann Lischka
Peter Weibel

P.W.: Um mich zu bezeichnen, verwende ich das Wort Medienkünstler, wenn man unter Medien nicht nur die technischen Medien wie Foto, Film, Video, digital und audio versteht, sondern wenn man weiß, daß historisch die Medien als eine Erweiterung des Materialbegriffs entstanden sind und dadurch rückwirkend auch die klassischen Disziplinen wie Malerei und Skulptur oder die Reproduktionstechnik zu Medien werden. Dies ist eine Möglichkeit zu sehen, daß ich in verschiedenen Medien arbeite, als Künstler, Wissenschaftler und Denker. Und wenn man genauer hinsieht, merkt man, daß sich durch die verschiedenen Medien hindurch diachron bestimmte Sujets entwickeln: z. B. das Identitätsproblem oder die Sprünge von realer Ebene zur abgebildeten Ebene und zur abgebildeten Abbildung oder die Probleme von Natur und Technik, wenn ich mich in der Computerwissenschaft mit Fraktalen beschäftige, und der Selbstsimilarität.

G.J.L.: Nehmen wir nun die Identität, die es bei den französischen Philosophen nicht mehr gibt, da sie einen Zwang darstellt. Wie stehst du zur Frage der Identität?

Ich weise bei der Identität auf die Spaltung hin. Die Arbeit an der Identität ist eine Subversion, indem ich den Riß zwischen Zeichen und Gegenstand zeige oder den Riß zwischen Signifikant und Signifikat. Aus der Spaltung entsteht ja das Subjekt, was man in den Medien gut zeigen kann. Der Körper sieht eben in der Abbildung anders aus, und die mediale Abbildung bedingt die Spaltung. Ich beschäftige mich bei der Identität nicht mit einer holistischen Einheit, sondern gerade mit der Differenz und der Spaltung als Fundament des Subjekts. Die Heterogenität und nicht…


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