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Magazin: Symposien & Kongresse · S. 244 - 245
Magazin: Symposien & Kongresse , 1987

Peter Baum
Privates Mäzenatentum und öffentliche Kunstförderung heute

Die gegenwärtige Praxis der Kunstförderung in den westlichen Demokratien zeigt – abgesehen von den USA – deutlich die dominierende Rolle, die hier dem Staat, den Ländern und Gemeinden, kurzum der öffentlichen Hand zukommt. Im Prinzip ist daran auch nicht zu rütteln, doch sollte diese Basis durch ein stärkeres Einbinden privater Aktivitäten und Förderungsmöglichkeiten wirkungsvoll ergänzt werden. Grundlage jeder von Überzeugung und Erkenntnissen getragenen Kunstförderung ist ein entsprechendes Selbstverständnis von Kunst und Kultur. Kunst als existentielle Notwendigkeit und höhere, geistige Lebensqualität sind hier gleichsam Leitlinien für Befassung und Aktivität. Die auf entsprechend richtiger Förderung basierenden Chancen für die Kunst erweisen sich zugleich auch als Entwicklungschancen für die Gesellschaft, deren Ansprüche sinnvoll gesteigert und nicht opportunistisch nivelliert gehören. Kunst und Kunstförderung im Sinne der oftmals zitierten höheren Lebensqualität bedeutet im Endeffekt auch besseres Demokratieverständnis, mehr Offenheit und Verständnis für Auseinandersetzung, Experiment und Innovation. Eine Gesellschaft, die Kunst nicht restaurativ und statisch, sondern als permanent notwendige Aktivierung und Erkenntniserweiterung versteht, wird nicht nur ihre Verantwortung gegenüber Bildung und Kultur besser erfüllen, sondern auch auf anderen Ebenen (etwa im Bereich von Wissenschaft und Wirtschaft) den auf sie zukommenden Herausforderungen wirkungsvoller begegnen. Nicht Steuererleichterungen im Hinblick auf die Absetzbarkeit bei Kunstankäufen und kulturellen Aktivitäten sind die wichtigste Voraussetzung für Kunstverständnis und kulturelle Haltung, sondern persönliches Interesse und Überzeugtsein von der Wichtigkeit einer Kunst- und Kulturpolitik, die mit größtmöglicher Effizienz für jeden einzelnen Staatsbürger die einander ergänzenden und bereichernden Chancen der pluralistischen Leistungs- und Bildungsgesellschaft nützt. (Daß Steuererleichterungen in…


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