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Ausstellungen: Baden-Baden · S. 254 - 255
Ausstellungen: Baden-Baden , 1988

Johannes Meinhardt
Rune Mields

Staatliche Kunsthalle, 1.4. – 23.5.1988
Bonner Kunstverein, 13.6. – 7.8.1988

Wie ideal sind geometrische und arithmetrische Ordnungen und Verhältnisse? Sind Zahlenordnungen historische und kontingente Phänomene, oder entwickeln sie eine schon vorgegebene und im Menschen anthropologisch verankerte ‘Logik’, oder formulieren sie objektive, kosmische Gesetze, nach denen sich sowohl das Denken als auch die Welt richten?

Rune Mields’ Arbeiten drehen sich um die Frage nach der ‘Wahrheit der Mathematik’. In elf Werkgruppen aus den letzten zehn Jahren untersucht sie fasziniert die historische und ethnologische Verbreitung von Zahlsystemen und geometrischen Ordnungen, mitsamt der metaphysischen Spekulationen, die sich in verschiedenen Gesellschaften an die Idealität der Zahlen’ angeschlossen haben und noch anschließen. Von den einfachsten und additiven Formen des Zählens und Bündelns über allgemeine abstrakte Symbole bis zu pythagoreischen, zahlenmystischen und okkulten Spekulationen über die kosmische Wirklichkeit der Zahlen reicht ihr Arbeitsbereich; dabei werden jedoch keine Thesen ausgearbeitet, die etwa das Verhältnis von ethnologisch-historischer Bedingtheit und Zufälligkeit von Ordnungssystemen zu allgemeinen (anthropologisch fundierten) Denkgesetzen oder gar Gesetzen kosmischer Harmonie definieren würden, sondern unterschiedliche Zahlensysteme und Notationen werden auf ihre anschaulichen Qualitäten und Suggestivität hin befragt; durch unterschiedliche Typen analoger Übersetzung -etwa von Notenschrift in geometrische Verteilungen oder von Computerschrift in repetitive Flächengliederungen – versucht sie, optische Implikationen oder Suggestionen von Ordnungssystemen deutlich zu machen.

Zahlen- und Ordnungssysteme lassen sich, zumindest in mathematischer Form, völlig abgelöst von irgendwelcher Referenz verstehen: als Systeme reiner Relationen. Seit mehr als hundert Jahren aber ist bekannt, daß es unterschiedliche Mathematiken und Geometrien geben kann, die einander ihrer Axiomatik wegen ausschließen,…


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