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Titel: 54. Biennale Venedig · von Susanne Boecker · S. 280 - 281
Titel: 54. Biennale Venedig , 2011

Schottland

Karla Black. Ort: Palazzo Pisani Santa Marina, Cannaregio 6103 (Calle delle Erbe)

Als gefangen „zwischen gedankenlosen Gesten und ernsthaften, obsessiven Bemühungen um Schönheit“, beschreibt Karla Black (geb. 1972) ihre Werke. Dieser Dualismus bestimmt auch ihre große Installation im schottischen Pavillon. Wobei schon dieser Begriff irgendwie unpassend ist. Neben raumfüllenden Skulpturen gibt es auch kleine, ganz zarte Arbeiten. Karla Black arbeitet mit ungewöhnlichen Materialien wie Vaseline, Marmorstaub, Zuckerpapier, Lidschatten, Farbpuder, Zellophan, Erde, Seife und Plastikfolie. Daraus häuft, schüttet, knautscht, verknotet, schichtet, stapelt und siebt sie mit großer Geste und in akribischer Feinarbeit raumfüllende Skulpturen und komplexe Ensembles.

Alle in Venedig gezeigten Werke sind vor Ort entstanden und wurden von den Räumen des Palazzo Pisani inspiriert – ohne dabei im engen Sinne „ortsbezogen“ zu sein. Man weiß nicht so recht, ob die abstrakten Gebilde die Stimmung der historischen Säle aufgreifen oder ob sie nicht umgekehrt die Räume mit einer leichten, luftigen und hochästhetischen Stimmung aufladen. Eine wichtige Rolle hierbei spielen sicherlich die pastelligen Farben: Vanillegelb, Erdbeerrosa, Pistaziengrün, Schokoladenbraun, Himmelblau. Farben, die auf den Wänden und Decken in fein gemalten Leisten wiederholt werden. Stilistisch bezieht sich Karla Black auf die Arte Povera, Land- und Minimal Art. Die Leichtigkeit, mit der sie ihre fragilen Werke zwischen Festigkeit und Formlosigkeit, zwischen Ungenauigkeit und Klarheit, Chaos und Einfachheit ausbalanciert, ist beeindruckend.

Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass die Goldenen Löwen der Biennale Venedig für den besten Länderpavillon in den Giardini vergeben werden. Nur ein einziges Mal, bei der 50. Biennale im Jahr 2003, wurde die Auszeichnung an…

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