MICHAEL STOEBER
Skulptur als Feld
Göttinger Kunstverein, 29.7. – 23.9.2001
Als Carl Andre in den sechziger Jahren seine inzwischen als Bodenskulpturen berühmt gewordenen, millimeterdünnen, quadratischen Eisenplatten in einer New Yorker Galerie auslegte, liefen die Gäste, ohne es zu wissen, noch unbefangen über die Werke und forschten nach der Kunst. Inzwischen sind diese Arbeiten längst Geschichte. Bis heute finden die Künstler der Minimal Art Nachfolger, die in ihrer Tradition, wenn auch gegen sie, arbeiten. Und ihre Werke sind längst Stoff für Dissertationen. Wie in Göttingen, wo es die Doktorandin Julia Otto, gesponsert durch viele freigebige Hände, sogar verstanden hat, das Thema ihrer Arbeit, “Skulptur als Feld”, in Kooperation mit dem Kunstverein Göttingen, in eine große Ausstellung umzusetzen und einen informativen und attraktiven Katalog zum Thema vorzulegen. In ihrer lesenwerten Einleitung schreibt Otto über die noch junge Geschichte der Entdeckung des flachen Bodens als Bühne künstlerischer Aktionen und Interventionen. Wenn sie dabei allerdings Marcel Duchamp, “auch in diesem Fall der Entwicklung der modernen Kunst um Lichtjahre voraus”, mit seiner Trébuchet-Arbeit eine Vorreiterrolle für die Bodenskulptur zuerkennt, spannt sie den Bogen ihres Themas quasi über ein Jahrhundert. Dabei fasert der skulpturale Feldbegriff notwendig bis zur Unkenntlichkeit aus. Das macht auch ihre in diesem Zusammenhang genannte Künstlerliste deutlich mit Arbeiten von Berto Lardera, Isamu Noguchi, Franz Erhard Walther, Hans Haacke, Erich Reusch, Donald Judd, alle entstanden Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre, über Werke von Andy Warhol (Dance Diagrams), Günter Uecker (Zero Garden), Joseph Beuys (Stelle), Robert Morris (Threatwastes) Richard Serra (Scatter Pieces und…