Martha Rosler
Terminale Betrachtungen einer Vielfliegerin
Das Flugzeug vermittelt nicht das majestätische Bild des großen Schiffes oder des Langstreckenzuges; es ist einfach nur ein weiteres Informations- und Transportmodul. Im Flugzeug selbst tragen die Beschränkung des jedem Passagier zugeteilten Raumes, die unerbittliche Verkleinerung ohne Öffnung in einen größeren Raum hinein dazu bei, die Vorstellung von Schwächlichkeit und Zerbrechlichkeit zu schaffen. Selbst der Terminal (Abfertigungsgebäude), der Knotenpunkt allen Geschehens, hat wenig von den großen Bahnhöfen vom Beginn des Jahrhunderts. In einer Zeit, in der die materielle Produktion in entwickelten Industrieländern zunehmend von Metaphern der Transmission und des Fließens charakterisiert ist, bin ich an der Bewegung der Körper durch abgedunkelte Korridore und über große Entfernungen hinweg interessiert, aber ebenso an der Auslöschung einer solchen Reiseerfahrung durch Konstrukte, die so entworfen sind, daß sie die eigentliche Erfahrung ihres Inhaltes entleeren und sie zum Träger einer ganz anderen Art Erfahrung machen. Diese komprimierte Repräsentation der Flugreise und der mit ihr verbundenen Räume als “eine andere Welt” ist anders als jede andere Form des Massentransports.
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Während elektronische Environments und ihre Ausrüstungen überall zum Alltag werden, legt sich Einförmigkeit mit unterschiedlichen Tiefen (und mit wie vielen Geweberissen auch immer) über die Welt. Die lähmenden Annehmlichkeiten der modernen Welt tauchen in vielfältiger Verkleidung an den abgelegensten Orten auf. Dieser globale Neo-Imperialismus beruhigt und besiegt den Reisenden. Überall ist irgendwo, wenn man die Möglichkeit hat, nach Belieben “zu Hause anzurufen” (oder wenn man einen Fax- oder Modemanschluß hat). Allerdings reist der Flugpassagier im Unterschied zum Cyberspace-Reisenden tatsächlich ab und kommt irgendwo…