Nicolas Humbert & Werner Penzel
Kinomaden
Gespräch von Roland Vogler
Nicolas Humbert, 39, und Werner Penzel, 47, sind zum zweiten Mal nach »Step across the Border« von einer langen Wanderung zurückgekehrt, mit »Middle of the Moment«, einem Filmgedicht über den erfüllten Augenblick. Der Titel ist Programm und Lebensphilosophie zugleich, denn er beschreibt genau das, so Humbert und Penzel, »was uns hinzieht zum Leben im Unterwegs: Die Empfindung für die Mitte des Moments, mit jedem Lidschlag anderswo, zwischen Ankunft und Abschied, immer weiter ins Offene hinaus«. Über zwei Jahre waren die beiden Regisseure auf Reisen mit den Artisten des französischen Cirque O, mit Tuareg-Nomaden in den Berggebieten der südlichen Sahara und mit dem amerikanischen Dichter, Clown und Philosophen Robert Lax. Seit dem philosophischen Music- und Roadmovie »Step across the Border« (1990) über den Jazzgitarristen Fred Frith genießen Humbert und Penzel Kultstatus. Mit »Middle of the Moment« ist ihnen ein assoziatives Gewebe über das Leben in Bewegung geraten. Ohne eine Geschichte, fast ohne Worte spinnt sich der Film fort, leicht und dennoch bedächtig, sprunghaft, aber doch gemessen. Robert Lax liest: Was war, war; was ist, ist; was war, ist – die lakonischsten je geschriebenen Gedichtzeilen. Ein Tuareg macht sich auf die Reise; der Clanälteste schreibt mit Tinte geheimnisvolle Zeichen auf eine Tafel und wäscht sie mit Wasser in ein Gefäß hinunter, das der Abreisende bis zum letzten Tropfen leertrinkt. Er wird heil ankommen. Humbert und Penzel treten für eine Rückbesinnung aufs Elementare ein: »Eine Gesellschaft, die keine Sehnsucht mehr hat, hat im Grunde auch…