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Ausstellungen: München · von Michael Hauffen · S. 351 - 352
Ausstellungen: München , 2003

MICHAEL HAUFFEN
The Chrono-Files

lothringer 13/halle, München, 8.2. – 9.3.2003

Welche Bedeutung digitale Technologien für die Möglichkeiten subjektiver Selbsterfahrung besitzen, hängt vermutlich stark von der jeweiligen Perspektive ab. Jedenfalls kann man heute nicht mehr von menschlicher Entfremdung durch Technik sprechen, ohne zu übergehen, dass sich im Bereich der Computer- und Internetkultur eine Art von freier und produktiver Assoziation heterogener sozialer Gruppen ergeben hat, die weit über das hinausreicht, was durch administrativen oder ökonomischen Druck erreichbar wäre. Damit erhält die globalisierte Informationsgesellschaft bis in ihre krisenhaften Tiefen hinein Spuren einer Spontaneität, deren Faszination sich niemand entziehen kann. Dennoch dürfte die Frage nach unserem Selbstverständnis im Raum der neuen Medien ohne Rekurs auf eine breitere Basis ästhetischer und theoretischer Quellen nicht zu beantworten sein.

Die Installation von Jörg Auzinger illustriert das mit einer schlichten Metapher. Ein Mann, der ein Buch liest, benützt als Lichtquelle ein hinter ihm stehendes Fernsehgerät. Durch Betätigung eines Lichtschalters kann man diesen ausschalten und ihm das Licht entziehen. Switch Enlightenment spielt damit auch auf das Licht der Aufklärung an, jenen integralen Bestandteil der Moderne, dessen Konnex zur industriellen Revolution nicht zu bestreiten ist. Aber man muss behutsam vorgehen, wenn man das Besondere dieser Entwicklung und die Gefahren, die ihren Errungenschaften drohen, richtig verstehen will. Nicht ohne Ironie dürfte in diesem Sinn die Tatsache zu verstehen sein, dass Auzinger für die Szene eine Sequenz aus dem Film Fahrenheit 451 von François Truffaut, verwendet. Dort dienen die Bildschirme einem totalitären System, das das Lesen von Büchern als Zeichen freiheitlichen Widerstands verfolgt und bestraft,…


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