JUSTIN HOFFMANN
Selbstgespräch
Sam Taylor-Wood, Tracey Moffatt, Rineke Dijkstra
Pinakothek der Moderne, München, 1.2. – 30.3.2003
Diese Ausstellung zeigt nicht, wie vielleicht der Titel “Selbstgespräch” vermuten ließe, Auseinandersetzungen von Künstlerinnen mit sich selbst, z.B. in Form von Selbstbildnissen, sondern Reflexionen über die Konstituierung des Subjekts generell. Entlehnt wurde der Begriff einer Werkreihe von Sam Taylor-Wood mit dem Titel “Soliloquy” aus dem Jahr 1998. Die direkteste künstlerische Auseinandersetzung mit dem menschlichen Individuum ist das Porträt. Rineke Dijkstra produziert Arbeiten, deren Besonderheit in der zweifachen Darstellung liegt. Das Nebeneinander der Portraits entspricht hier einem zeitlichen Abstand der Aufnahmen. “Tia” (1994) ist eine junge Frau, die auf zwei Fotos höchst unterschiedlich aussieht. Während sie auf dem linken Bild verschlossen und erschöpft wirkt, erscheint sie auf dem anderen als fröhlich und offen. Die Kombination zweier Aufnahmen der gleichen Personen lässt darüber sinnieren, wie stark sich Menschen und ihr Gesichtsausdruck verändern, wie viele Seiten eine Persönlichkeit birgt. Dijkstra führt die abgebildete Person gleichsam als gespaltenes Subjekt vor. Die Duplizität wird in der Arbeit “Cher und Efret” (1999/2000), dem Doppelporträt von Zwillingen, noch gesteigert. Denn Zwillinge laden schon an sich zur vergleichenden Wahrnehmung ein. Von jeder der Teilnehmerinnen sind in der Ausstellung jeweils eine berühmten Fotoarbeit und eine weniger bekannte zu sehen. Im Fall von Rineke Dijkstra handelt es bei der populären Arbeit um eine Portraitreihe heranreifender Jugendlicher am Strand aus den frühen 90er Jahren. Diese Aufnahmen halbnackter Pubertierender, unsicher und ungelenk, wirken voyeuristisch und spektakulär – was sich leider oft genug als Erfolgsrezept erweist.
Ein komplexes Verhältnis zwischen…