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Biennalen: Biennale Sevilla · von Fabian Stech · S. 400 - 411
Biennalen: Biennale Sevilla , 2006

Fabian Stech
The Unhomely – Phantom Scenes in Global Society

Die zweite Biennale in Sevilla.,26.10.2006 – 08.01.2007

Herald Szeemann kuratierte kurz vor seinem Tod im Jahre 2005 die erste Edition der BIACS in Sevilla unter dem Titel ” Die Freude meiner Träume”. Es war seine letzte Biennale und Richard Serra war ebenso mit von der Partie wie Eduardo Chillida und Maurizio Cattelan. Die aktuelle Ausgabe der Biennale gestaltete Okwui Enwezor, der jetzige Leiter des San Francisco Art Institutes, unter dem Titel “The Unhomely”. Die postkoloniale Theorie hat sich im Begriff des “Unhomely” Freuds Konzept des Unheimlichen angeeignet und es über seine analytische Funktion hinaus auf die Unbehaustheit des Individuums in der globalen Gesellschaft bezogen. Freud definiert das Unheimliche über die Rückkehr eines wiederkehrenden Verdrängten in Abhängigkeit vom Heimlichen. Die postkoloniale Theorie macht das Unheimliche, die Unbehaustheit zu einer Existenzform, die letztendlich grundlegend ist.

In Enwezors Katalogtext sind es die zwei Mottos, die den Rahmen abstecken. Der erste Satz stammt aus Carl Schmitts Politischer Theologie: “Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet”, der zweite ist Benjamins achte Geschichtsphilosophische These: “Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, dass der `Ausnahmezustand´ in dem wir leben, die Regel ist. Wir müssen zu einem Begriff der Geschichte kommen, der dem entspricht.” Schmitts Dezisionismus und seine Herleitung der politischen Begriffe aus der Theologie läuteten die Diktatur und den Faschismus ein. Benjamin dagegen eignet sich den Begriff des Ausnahmezustands an, um ihn – und das verschweigt der Katalog – im Kampf gegen den Faschismus zu nutzen, wenn er…


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