Edgar Schmitz
Thomas Demand
»Imitationen und Dummies«
Serpentine Gallery, London, 6.6. – 20.8.2006
Dass Demands Arbeiten einen konzeptionell und medial erweiterten Modellbegriff formulieren, ist natürlich auch hier wieder sofort überdeutlich: seine lebensgroßen Papier- und Pappmodelle gehen von Medienbildern aus (oder Erinnerungen, was tendenziell das gleiche ist) und übersetzen sie über den Umweg dreidimensionaler Modelle dann wieder in Fotografien zurück, die sich ihrer medialen Vorgeschichte in provokativer Indifferenz angleichen. Demands Fotos sind immer notwendig Modelle und Bilder im erweiterten Sinn und beziehen sich unweigerlich auf übergreifendere Simulationen, die sie zu kommentieren wie auch zu hinterfragen scheinen. Eine politische Bühne, Saddam Husseins Küche im unterirdischen Loch oder auch ein aus der Erinnerung rekonstitutiertes Schultreppenhaus erscheinen als scheinbar gleichgültige Parallelen zu medial oder autobiografisch vermittelten Bildträgern kollektiver Erinnerung und letztlich Welterfahrung. Das Bild, und das strukturiert auch Demands Gespräch mit Alexander Kluge im Katalog, steht hier als diskreditierter Wissensträger und unhintergehbarer Realitätsmodus, dessen kollektives, proto-politisches Potential gerade Kluge immer wieder als Frage von Austausch und Anteilnahme hervorhebt. (Der Begriff der Simulation greift hier immer zu kurz, weil er Fragen des Austauschs und kollektiven Potentials letztlich nur in der angeblich verlorenen Unmittelbarkeit eines fiktiv vormedialen Umgangs mit Welt verortet.)
Die Frage, was mit Demands Arbeiten jenseits dieser Analyse eines heutigen Bildstatus möglicherweise noch anzufangen sein könnte, stellt sich in der Serpentine im Spiel mit den gegebenen architektonischen und institutionellen Bedingungen. Wenn Architektur, und gerade moderne Architektur, eigentlich ohnehin immer nur als Bild zirkuliert und überhaupt, so Colomina im Katalogtext, vor allem als Bild konzipiert ist und als…
