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Ausstellungen: Tübingen · von Hans-Dieter Fronz · S. 366 - 367
Ausstellungen: Tübingen , 2010

Hans-Dieter Fronz
Thomas Florschuetz

»Imperfekt – Der klaustrophile Blick«
Kunsthalle Tübingen, 17.7. – 26.9.2010

Seine Motive sind die allergewöhnlichsten, und sein Repertoire ist begrenzt: Blumen, Früchte, Gemüse, auch mal ein Tierkopf. Und Architektur – die vor allem. Dagegen: keine Landschaften, kein Stillleben, auch kein Porträt. Kaum je tritt bei Thomas Florschuetz der Mensch in Erscheinung, und falls doch einmal, dann zur Ameise geschrumpft wie in einer wandfüllenden Architekturaufnahme, in der einzig die verweilende Wahrnehmung zwei Menschen gewahrt, die in großer Ferne eine Treppe hinabsteigen. Auch der Blick ins Weite dieser Aufnahme hat Seltenheitswert bei einem Fotokünstler, in dessen Oeuvre menschenleere, klaustrophobisch beengte Innenräume dominieren; nach einer Spur von Leben sucht der Betrachter in ihnen meist vergebens. Allenfalls Vegetatives darf sich bei Florschuetz als bildbestimmendes Motiv entfalten.

Dabei war für den Mittfünfziger der Mensch einmal das zentrale Sujet. Am Beginn seiner Karriere schuf der fotografische Autodidakt aus Zwickau in monomanischer Ausschließlichkeit zergliedernde Selbstakte des eigenen Körpers. Dann, 1997, vollzog Florschuetz einen (Kamera-)Schwenk weg vom Selbst. Ganz zaghaft zunächst richtete sich der Blick aufs Draußen, verweilte für einen Atem holenden Augenblick erst noch an der Schnittstelle von Ich und Welt, Innen und Außen: Serienmäßig lichtete Florschuetz die Fenster seines Westberliner Ateliers ab. Erstmals tritt hier – in schmalen Streifen, noch verschwommen und verunklärt durch Spiegelungen – die Außenwelt ins Bild in Gestalt von Fassaden gegenüberliegender Gebäude. Das Motiv der Schnittstelle von Innen und Außen kehrt wieder in einer Aufnahme, in der Florschuetz bild- und wandfüllend einen Vorhang in der Villa Aurora in Los Angeles…



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von Hans-Dieter Fronz

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