Wenn man sich selbst zum Schweigen bringt, gewinnen die Autokraten
Das Kuratorenpaar Elmgreen & Dragset über die 15. Istanbul-Biennale
Ein Gespräch von Ingo Arend
Eine Prada-Boutique in der texanischen Wüste, die Leiche eines Kunstsammlers im Pool in den Giardini in Venedig, ein riesiger Swimming-Pool vor dem New Yorker Rockefeller Center. Starke Effekte sind das Kennzeichen des dänisch-norwegischen Künstlerpaars Elmgreen und Dragset. Seit 1995 arbeiten die Künstler, die in London und Berlin leben, an der Schnittstelle von Architektur und Design. Mit spektakulären Installationen und Performances greifen sie immer wieder kritisch die Rolle der Institutionen im Kunstbetrieb und dessen Rituale auf. 2003 hatten Michael Elmgreen (Jahrgang 1961) und Ingar Dragset Dragset (Jahrgang 1969) den Wettbewerb der Bundesregierung für ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen gewonnen, das seit Mai 2008 im Berliner Tiergarten steht. „A space called public“, ihr Münchener Großprojekt, in dem sie 2012/13 die Frage nach der Rolle und Zukunft des Öffentlichen Raums ausloteten, rief gemischte Reaktionen hervor. 2015 wurde das schwule Künstlerpaar zu den Kuratoren der 15. Internationalen Istanbul-Biennale berufen. Als Motto für die Schau, die am 16. September 2017 öffnet, haben Elmgreen & Dragset das beziehungsreiche Motto „A good neighbour“ gewählt. Kurz nach dem missglückten Militärputsch, dem nachfolgenden Ausnahmezustands in der Türkei und am Vorabend des Referendums zum Präsidialsystem bereiten sie die Biennale unter außergewöhnlichen Umständen vor. Im Gespräch erläutern die beiden Künstler ihre Arbeit in einem Land, in dem Kunst und freie Presse in das Fadenkreuz des AKP-Regimes geraten sind. Im Kunstmuseum Krefeld ist noch bis zum 27….