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Ausstellungen: Wien · von Franz Thalmair · S. 284 - 285
Ausstellungen: Wien , 2018

Adriana Czernin

Fragment
MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst 18.04. – 30.09.2018
von Franz Thalmair

Die Idee des Ornaments als sowohl konstruktives wie dekonstruktives Ordnungsprinzip zieht sich durch Adriana Czernins Ausstellung „Fragment“. Seit mehreren Jahren verhandelt die Künstlerin auf Wiederholung und Variation aufgebaute und sich perpetuierende Geometrien mit zeichnerischen Mitteln und benutzt dafür ein und dieselbe Vorlage. Es handelt sich dabei um ein Tableau mit Holzornamenten des Minbar der Ibn-Tulun-Moschee in Kairo, ein Stück ägyptischer Kunstgeschichte, das sich seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Museumssammlung des MAK befindet.

„Fragment“ lautet nicht nur der Titel der Ausstellung in der Galerie des MAK, sondern auch einer Wandarbeit Czernins, die die Künstlerin mit originalen Elementen der ägyptischen Kanzel von Ende des 13. Jahrhunderts bestückt hat. Die polygonalen Außenkanten der ursprünglichen Holzverzierungen, die innerhalb der jeweiligen Struktur wiederum mit einer floralen Ornamentik geschmückt sind, dienen ihr dazu, ein auf Basis des Originals angelegtes, eigenes Ornament zu entwickeln. Dazu umrandet sie die hexagonalen, oktagonalen und sonstigen Überreste aus Kairo mit Bleistift auf der darunterliegenden Wand und spielt mit der gleichzeitigen Anwesenheit und Abwesenheit der rhythmisch organisierten Formen.

Aus ein paar Metern Distanz betrachtet, verschwindet durch dieses Spiel die dezente Zeichnung auf dem weißen Hintergrund und die Holzelemente erscheinen wie eine dem Zufall geschuldete Anordnung. Dieses für historische Sammlungen charakteristisches Moment, in dem sich die Zeugnisse der Geschichte, in diesem Fall die Holzelemente einer Kanzel, mit den musealen Methoden der Konstruktion von Geschichte überlagern, führt Czernin mit künstlerischen Mitteln vor. Denn in der…


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