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Titel: Ästhetik der Fotografie · von Paolo Bianchi · S. 118 - 177
Titel: Ästhetik der Fotografie , 2008

Paolo Bianchi
Ästhetik der Fotografie

Typologie von sechs Wahrnehmungsformen von Fotografen und Fotografien

Das 1839 erfundene Medium Fotografie ist ein Produkt des Zeitgeistes der industriellen Revolution. Mehr als jede andere technische Innovation der Moderne treibt die Fotografie eine bis heute ungebrochene Entwicklung voran, welche die Wahrnehmung, Erforschung und Kenntnis der Realität permanent verändert.

Die Entdeckung der Fotografie lässt sich auf die Formel bringen: Keine Revolution der Darstellungsmittel ohne Revolution der Produktionsmittel. Um 1900 hat nahezu jeder moderne Bürger einen Fotoapparat – ein perfektes Stück Technik. Die Bedienung ist kinderleicht und faszinierend zugleich. Mit dem Verkauf von Kameras und Filmen werden Millionen gemacht. Die Fotografie ist insgesamt jedoch mehr als nur eine Technik. Indem sie Bilder „produziert“, ist sie zugleich Medium geistiger Anschauung. In der Hand der Massen unserer Tage wird sie zum Spiegel ihrer eigenen Wirklichkeiten. Und zu einer Möglichkeit, die eigene Welt selbstmächtig im Bild zu fassen und zu gestalten. Wenn der Fotografie des Alltags ein Moment der Ästhetik zugeordnet wird, wird die Fotografie mit dem Kosmos der Kunst verknüpft.

Die vorliegende kleine „Ästhetik der Fotografie“ entfaltet eine Schulung des Möglichkeitssinns im Sinne einer Blickschulung für die Aspekte anderer Wirklichkeiten. Die Imaginationsmaschine Fotografie avanciert somit zum Modell von Realitätserzeugung schlechthin. Die aus dem Buch „Ästhetik der Moderne“ (2001) von Silvio Vietta entlehnte, überarbeitete und neu gefasste Typologie von sechs Wahrnehmungsformen von Fotografen und Fotografien unterscheidet zwischen folgenden Bildtypen:

1. Fotografie der Imagination
2. Fotografie der Emotion
3. Fotografie der Erinnerung
4. Fotografie der Assoziation
5. Fotografie der Sensation
6. Fotografie der Reflexion

Vietta spricht davon, dass durch die Anerkennung eines…

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