Ronald Berg
Alexander Rodtschenko
Wir sind verpflichtet zu experimentieren
Eine Ausstellung des Moscow House of Photography
Martin-Gropius-Bau, 12.06.08 – 18.08.08
Alexander Rodtschenko kam über die Fotomontage zur Fotografie. Seit 1922 verwandte er Ausschnitte aus Illustrierten, 1924 beginnt er selbst zu fotografieren. Mit Fotomontagen beginnt auch die Überblicksausstellung zum Fotografen Rodtschenko im Berliner Martin-Gropius-Bau mit insgesamt rund 350 Vintage Prints aus Rodtschenkos eigener Hand kuratiert von Olga Swiblowa, Direktorin des Moskow House of Photography. Vieles aus dem riesigen Nachlass des Künstlers ist jetzt das erste Mal in Deutschland zu sehen, darunter auch eine Reihe von Zeitschriften, für die Rodtschenko die Illustrationen lieferte.
Lustig geht es in seinen Monatagen zu, wenn Rodtschenko die um den Ball kämpfenden Fußballer mit den Bobby-Köpfen englischer Polizisten versieht, die über dem Sportstadion schweben während das drum herum montierten Publikum sie mit staunenden Gesichtern betrachtet. Die für eine Zeitschrift gedachte Fotomontage stammt bereits aus dem Jahr 1930. Schon Anfang der zwanziger Jahren hatte Rodtschenko – eines der führenden Mitglieder der sowjetischen Avantgarde und Professor an den Wchutemas (Höhere Künstlerisch-Technische Werkstätten) in Moskau der reinen Kunst abgeschworen, der er mit geometrisch- abstrakten Malereien bis dahin selbst angehangen hatte. Fortan begriff er sich als Künstler-Ingenieur, der sich der Gestaltung der Umwelt widmete. Neben Entwürfen für Kleidung oder ein Teeservice, arbeitete Rodtschenko hauptsächlich grafisch: Plakate und Zeitschriften bildeten sein Hauptarbeitsfeld. Die Montage aus Fotografie und Typographie zunächst sein bevorzugtes Medium.
Mit der Illustration zu Majakowskis Poem „Pro Eto“ (Darüber) von 1923 beginnt diese Phase des Suchens, Vorantreibens und Experimentierens mit der Fotografie. Für Rodtschenko ist…