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Titel: Dialog und Infiltration · von Rune Mields · S. 169 - 169
Titel: Dialog und Infiltration , 1999

Beispiele aus der Praxis

ZUM THEMA KUNST UND WISSENSCHAFT

Wenn man die Entwicklung der Ziffernsysteme verfolgt, von der Addition der Formen bei den Babyloniern und den alten Ägyptern, über die Entstehung von besonderen Zeichen für 5, 10, 50 usw. bis zu den kodierten Zeichen, die meist aus Buchstaben entstanden sind und zugleich die enge Bindung dieser Entwicklung an die Astronomie berücksichtigt, so wird deutlich, daß die Entstehungsgeschichte der Zahlen mehr über den Versuch des Menschen, die Natur zu ordnen, das Chaos zurückzudrängen und Erkenntnis zu gewinnen, aussagt, als vielen Menschen in ihrer dumpfen Abneigung gegen Mathematik und logische Systeme klar ist. So halte ich es für sehr notwendig, diese existentielle Basis von logischen Systemen in ihrer historischen Kontinuität zu untersuchen und darzustellen.

So gibt es unter den verschiedenen ostasiatischen Ziffernsystemen eines, das innerhalb der Geschichte der Ziffernsysteme einzigartig ist: das sogenannte chinesisch-japanische Sanju- oder Bambusziffernsystem. Einzigartig, weil es einerseits lediglich Striche reiht und bündelt, andererseits aber dann in Stellenordnung geschrieben wird, genauso wie unser System inklusive der Null. Für mich wird dieses System, unabhängig von seiner historischen Bedeutung als einzigartiger Mischung von früher und reifer Zahlenschrift, wichtig, weil bei der Aneinanderreihung von Zahlen noch etwas ganz Spezifisches sichtbar wird, und zwar der Wert einer Zahl. Damit meine ich, daß z.B. 2 einen höheren Wert als 1 oder 3 einen höheren als 2 hat. Schreibe ich in Sanju lauter Einsen hintereinander, bekomme ich ein klar gegliedertes Feld, während ich bei lauter Neunen eine dunkle komplexe Struktur erhalte. Je höher der Wert der Zahl, um…

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