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Titel: Zeichnen zur Zeit · von Reinhard Ermen · S. 216 - 219
Titel: Zeichnen zur Zeit , 2013

Bettina Munk

Systematik kann man den Zeichnungen von Bettina Munk immer ansehen. Es geht um Verbindungen in vernetzten Zusammenhängen mit gegebenen Kulminationszentren, oder, um eine Lieblingsvokabel der Künstlerin zu benutzen: Mit ‚Koinzidenzen’. Da bündeln sich die Linien, um anschließend wieder in schönen, weichen Kurven auszuschwärmen; über die Horizonte der vier Blätter hinweg. Die Grenzen sind durchlässig, denn die Rahmen, die Munk für die Präsentation dieser Serie erfunden hat, sind an diesen Stellen sozusagen durchlässig. Linien und Punkte, das sind zur Zeit die Grundsatzvokabeln ihrer Zeichnungen, die sich damit auch selbst zum Thema machen. Zur immanenten Systematik gehört eine Art ‚Chip’ im unteren Bereich eines jeden Blattes. Diese Karteikarte ist das Schlüsselloch zu einem Verfahren, das sich auf Zufallsoperationen beruft. Munk würfelt und weist den Kulminationspunkten auf diese Weise einen Ort auf dem Papier zu. Sie lässt es geschehen. Der Zettel, der cartellino, um es mit einem Seitenblick auf die Kunstgeschichte zu sagen, gibt Auskunft über die Ergebnisse. Eine eigene, nichts als sich selbst abbildende „Realität“, bzw. „Wirklichkeit“ spielt also in diesen Arbeiten mit, oder wie Munk es 2012 in einem Rundfunkinterview präzisiert: „Wirklichkeit ist der Prozess, in dem unter Mitwirkung des Zufalls die Realität erst entsteht.“ Dabei beruft sie sich auf Verfahrensweisen von Cage. Jenseits des absoluten Zufalls, „der in der Quantenphysik eine Rolle spielt“, sieht sie ihre Zeichnungen im geplanten Umgang mit „Zufallsmodulen“ als Hinweise auf die naturgemäß bewegte „Wirklichkeit“. Mittel und Prozess liegen in einer entsprechend konzentrierten Kargheit offen da und lassen die vom Zufall mitbestimmten Ergebnisse im Eigenlicht…

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