Ein Denkmal als Handlungsraum
M+M über ihren Entwurf des Leipziger „Freiheits- und Einheitsdenkmals“
Das klassische Denkmal ist gewöhnlich statisch und auf Dauer angelegt. Es will der Zeit einen historischen Moment entreißen und der kollektiven Erinnerung überantworten. Das Spezifische des von M+M entworfenen Leipziger „Freiheits- und Einheitsdenkmals“ besteht darin, dass es die mit dem Denkmal beschworene Freiheit als Anspruch an die Gegenwart versteht, den es immer wieder neu und aktiv einzulösen gilt. In seiner Anlage ist der Entwurf hochgradig partizipativ, das Denkmal wird zum Handlungsraum. Die Jury gab den Entwurf von M+M im Juli 2012 als Sieger des ausgeschriebenen Wettbewerbes bekannt. Seitdem entbrannte in Leipzig eine öffentliche Debatte, die nun politisch genützt wird, um durch denkwürdige Zusatzverfahren die Realisierung des Entwurfs zu verhindern. (http://www.leipzig.de/de/buerger/politik/denkmal/index.shtml)
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Heinz Schütz: Wer Stadtraum sagt, denkt gewöhnlich an den begehbaren und befahrbaren Raum. Neben der physikalischen verfügt der Stadtraum jedoch auch über eine symbolische Dimension. Denkmale reichen in diesen symbolischen Raum hinein. Sie setzen Erinnerungszeichen, von denen erwartet wird, dass sie die ganze Stadt angehen. Was hat das von Euch entworfene „Freiheits- und Einheitsdenkmal“ mit Leipzig zu tun?
M+M: Das Projekt „Siebzigtausend“ bezieht sich auf die Demonstrationen1989, insbesondere auf die maßgebliche Montagsdemonstration vom 9. Oktober in Leipzig, als 70 000 Demonstranten zusammen gekommen sind und erstmals den Stadtring umrundeten. Dieses Ereignis, dass 70 000 Individuen kollektiv eine Richtung einschlagen, ist der Ausgangspunkt für unser Denkmal. Aus dem Zusammenspiel zwischen dem Einzelnen und der Ansammlung als Gruppe erwächst die politische Dimension dieses Ereignisses, insofern ist der Stadtraum für uns hier ein politisches…