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Titel: Kunst und Literatur I · von Marie Luise Syring · S. 206 - 212
Titel: Kunst und Literatur I , 1997

Marie Luise Syring
Bilder vom entfernten Sein

Beckett und seine Künstlerfreunde in Paris

Es gibt wohl kaum ein europäisches Land, in dem die Verbindung zwischen Literatur, Philosophie, Wissenschaft und Kunst traditionell enger wäre als in Frankreich. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bieten sowohl der Surrealismus als auch Purismus und Abstraktion ein gutes Beispiel dafür. Zum Kreis der Surrealisten, begründet durch den Dichter André Breton, zählten nicht nur die Künstler Masson, Arp, Duchamp, Dalí, Miró oder Max Ernst, sondern auch Filmemacher wie Buñuel, Soziologen wie Bataille oder der Ethnologe Michel Leiris sowie Eluard, Aragon und viele andere Schriftstellerkollegen.

Die Zeitschriften der Surrealisten der zwanziger und dreißiger Jahre zeugen von deren interdisziplinären Interessen, seien es “Le surréalisme révolutionnaire”, “documents” oder der “Minotaure”, in denen neben der Kunst auch von Mythologie, Psychoanalyse, Theater, Religion und Anthropologie die Rede war.

Im anderen Lager, nämlich dem der puristischen und abstrakten Künstler, verfolgte man mit Neugier die neuesten Entwicklungen in der Architektur, der Technik und den Naturwissenschaften und verband sie mit einem an der italienischen Frührenaissance orientierten idealistischen Humanismus, wie sich im “Bulletin de l’Esprit Nouveau” ebenso wie in Leonce Rosenbergs “Bulletin de l’Effort Moderne” nachlesen läßt.

Auch nach dem zweiten Weltkrieg gab es Gruppierungen, die auf persönlichen Freundschaften und geistigen Verwandtschaften gründeten und die auf einen ständigen Ideenaustausch zwischen Künstlern, Schriftstellern und Geisteswissenschaftlern schließen lassen. So ist es nicht ungewöhnlich, ganz bestimmte Künstler mit den Existentialisten in einem Atemzug zu nennen, weil sie in ihren Werken dem Lebensgefühl und der Denkweise dieser “verlorenen” Nachkriegsgeneration Ausdruck verliehen haben. Samuel…


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von Marie Luise Syring

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