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Gespräche mit Künstlern · von Noemi Smolik · S. 268 - 275
Gespräche mit Künstlern , 1997

Sarah Lucas:
»Es ist nicht alles perfekt in dieser Welt, aber trotzdem will ich mich gut fühlen«

Ein Gespräch von Noemi Smolik

“Es ist eigentlich zum erstenmal, daß ich kein sexuelles Thema angehe”, sagte Sarah Lucas in diesem Sommer während des Aufbaus ihrer im Kölner Museum Ludwig stattfindenden Ausstellung. Denn bisher fiel diese in London lebende junge Künstlerin mit ihrer sexuellen Thematik auf. Ob in New York oder in Berlin während der Kunstmesse im vorigen Herbst, es waren jedesmal sexuelle Motive, mit denen der Betrachter konfrontiert war. Dabei war die Sexualität für Sarah Lucas nicht unbedingt der Ausgangspunkt ihrer Kunst. Sie wollte in ihrer Arbeit nur das festhalten, was die heutige Gesellschaft bewegt. Was die Gesellschaft bewegt, glaubte sie in den Massenmedien, in den zahlreichen Fotos der Boulevardblätter und im Fernsehen zu finden, die Sexualität. Eine unerotische, schmuddelige, profanisierte, oft von Gewalt geprägte und von Frustration enthemmte Sexualität, die sie dann in ihre Objekte umsetzte. Nicht selten war diese Gewalt und Aggressivität in ihren Objekten gegenwärtig, genauso wie Humor, der die Objekte trotz aller Schmuddeligkeit und Aggressivität, wie die Matratze, auf der die Frau mit zwei Grapefruits und einem Eimer, der Mann mit zwei Orangen und einer aufrecht stehenden Gurke angedeutet waren, fast wieder liebenswert machte.

Sarah Lucas ist eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der jungen englischen Kunstszene, die in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erregt hat. Dabei strebte sie zunächst gar nicht ein Künstlerdasein an. Sie kam aus einer Umgebung, in der man über Künstler lachte. Sie wollte nur das tun, was ihr…


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