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Monografie · von Christiane Fricke · S. 301 - 319
Monografie , 1997

Christiane Fricke
Takako Saito

»A C D K L M N Q R U V Y Z«

Ein rechteckiges, dünn gerandetes Feld nimmt im Katalog zur Wanderausstellung “1962 WiesbadenFLUXUS 1982” die persönlichen Daten der beteiligten Künstler auf. “geboren 1929” und “lebt in Düsseldorf” steht da auf Seite 270 unter dem Namen Takako Saito und darunter eine seltsam kryptische Buchstabenfolge: “A C D K L M N Q R U V Y Z”. Schließlich findet man noch den mit einem Hammer und zwei Noten angereicherten Hinweis “Wiesbaden 1982” {Teilnahme als Aufführende und Aufgeführte} und die Buchstaben “WI/KS/B” {Mit Exponaten vertreten in Wiesbaden/Kassel/ Berlin}.1

Aus der illustren Vielstimmigkeit der Charaktere und Lebensformen von 39 Ausstellungsteilnehmern kondensierten Robert Filliou und Emmett Williams 26 Eigenschaften und ordneten jede einzelne einem Buchstaben des Alphabets zu. Gedacht als “Biospiel”, angeregt von René Block und präsentiert als fünfte Co-Erfindung der langjährigen Freunde Filliou/Williams, wird es zugleich zum Weiterspielen anempfohlen zwecks Auffindung “schwer-zu-findende(r)-Fakten-über-Fluxus-Kerle-und-Kumpel”.

Zweierlei ist gewiß: Den stets Dominanz heischenden “Fluxus-Kerlen und -Kumpeln” ist Takako Saito schon allein ihrer Erscheinung und ihres Auftretens wegen nicht zuzurechnen, selbst wenn sie sich von Zeit zu Zeit ostentativ einen Papier-Schnurrbart anlegt (“Statement about Fluxus”). Außerdem wirft die Entschlüsselung des Codes mehr Fragen auf, als Antworten gegeben werden. Man kann sicher sein, daß letzteres in der Absicht seiner Erfinder lag. Anstatt gelebtes Leben in unzähligen Auflistungen von Einzel- und Gruppenausstellungen zu begraben, bieten Filliou und Williams einen Buchstaben-Code als Relais für ein keineswegs abgeschlossenes, sondern offen zu denkendes, zu erfragendes und zu erforschendes Leben.

A braucht zumeist…

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von Christiane Fricke

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