Cees Nooteboom:
»Manchmal wünsche ich mir, neben den Menschen von Edward Hopper an der Bar zu hocken«
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Cees Nooteboom, geboren 1933 in Den Haag, ist so etwas wie ein Augenmensch unter den Schriftstellern, auch ein um die Welt Reisender, der unterwegs mehr über sein Leben erfährt. Er verfügt, wenn er sieht, über eine unvergleichbar geduldig arbeitende Unbefangenheit, zudem ist er ein glücklicher Melancholiker, dessen Sohlen sich erinnern, ein fröhlicher Interpret des künstlerischen Blicks auf Abwegen. Seine Netze des Schreibens sind stets Netze des Sehens. Fündig werden seine Augen in den Gewässern Bildender Kunst, wie Artikel, Gedichte, gegengängige Reisereportagen wie “Der Umweg nach Santiago” oder “Berliner Notizen” belegen. Besonders erhellend, auch schön ist sein poetischer Versuch über den Zeichner Max Naumann, den Kleinheinrich herausbrachte. In Berlin sprach mit Cees Nooteboom Heinz-Norbert Jocks.
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H.-N. J.: Ihren Texten ist eine gewisse Nähe zu Jean-Paul Sartre anzumerken, der vom Menschen sagt, er sei in die Welt geworfen, um sich zu entwerfen.
C. N.: Ja, insofern er das philosophisch gemeint hat, unterschreibe ich das. Sehr jung habe ich seine Schriften wie “Ist der Existentialismus ein Humanismus” gelesen. Dagegen ist eins meiner noch nicht ins Deutsche übersetzten Bücher mit “Wo du gefallen bist, bleibst du” betitelt. Eine Aussage, der ich nun wirklich nicht gefolgt bin und die nicht von Sartre, sondern von einem ungarischen Dichter stammt, nämlich Janos Pilinsky. Der von Ihnen zitierte Gedanke besteht ja auch unabhängig von Sartre, und natürlich bleibt von dem, was man einmal gelesen hat, stets ein bißchen hängen.
Eine…