Edgar Schmitz
Chris Marker
»A Cat Without a Grin«
Whitechapel Gallery, London, 16.4. – 22.6.2014
Marker war Filmemacher und politischer Kommentator, machte Fotos und war vielleicht sogar, wie die Whitechapel hier für ein breiteres Publikum zu belegen versucht, ein über seine Generation hinaus richtungsweisender Künstler. Vor allem aber ist er synonym mit einem aus der Spätmoderne gespeisten Überlagerungsmoment, in dem sich formale und politische Bestandsaufnahmen des Gegenwärtigen noch notwendig verzahnten. Marker ist der Übervater des Essayfilms, der heroische Exponent der politisch sensibilisierten Zusammenstellung zeitgeschichtlich determinierter Bild-Dokumente, und die Whitechapel-Ausstellung arbeitet ausdrücklich an der Mythologisierung dieses Moments und seiner Arbeiten weiter.
Einerseits ist Marker kaum vom intellektuellen Milieu seiner Zeit zu trennen und, wie andere auch, zutiefst von den Fast-Revolutionen der späten sechziger Jahre geprägt. Die Frage nach der Realisierbarkeit politischer und wie auch sozialer Umstrukturierung prägt einen Großteil seiner filmischen wie auch fotografischen Arbeiten und weitet sich in ihnen immer wieder auf eine grundlegende Infragestellung emanzipatorischer Konstruktionen aus.
Andererseits ist seine nachdenkliche Bestandsaufnahme vor allem medial geprägter Landschaften richtungsweisend, da sie nach künstlerischer Autorenschaft nur insofern fragt, als diese symptomatisch auf einen allgemeineren Subjektbegriff unter den Bedingungen kapitalisierter Bilderwelten verweist. (Bilderwelten sind für Marker als Produktionen und Zirkulationen wichtig, und wieweit er die Vernetzung dieser ehemals getrennten Sphären wahr- und vorweggenommen hat, lässt sich vielleicht wirklich erst von heute aus angemessen einordnen.)
Die erst mal sehr heterogenen Werkzusammenhänge von Reisebüchern bis zum Atelierhaus in Second Life richten sich (insofern sie denn wirklich orientiert sind)
in der Ausstelllung wie auch in der Arbeit selbst an einigen zentralen…
