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Ausstellungen: Stuttgart · S. 387 - 388
Ausstellungen: Stuttgart , 1990

Heinz Schütz
Daniel Buren

Staatsgalerie Stuttgart, 30.6. – 9.9.1990

Die “Selbstkritik der Kunst” stellt – folgt man Peter Bürger – ein wesentliches Merkmal der historischen Avantgardebewegungen dar. Sie vollzieht sich mit den Mitteln der Kunst als Kritik an der “Institution Kunst”. In modifizierter Form setzt sich das avantgardistische Programm in der Kunst der sechziger Jahre fort. Ihrem Boden entwächst die institutionskritische Kunst Daniel Burens. Seine Kritik mündet jedoch nicht in die damals wiedererwachte Utopie der Versöhnung von Kunst und Leben, sondern Buren stellt die der Utopie zugrunde liegende Prämisse von der Autonomie der Kunst in Frage. Sie ist nach Buren “eine vom idealistischen Diskurs geschriebene Fabel”, die den real existierenden Kontext der Kunst verbrämt, das Blickfeld verengt und damit die “Rahmen” der Kunst kaschiert. “Rahmen” heißt dabei: Keilrahmen – Bildträger – Leinwand – Wand – Architektur – Museum/Galerie – kultureller Rahmen.

In antiidealistischer und antiillusionistischer Absicht reduziert Buren seit Ende der sechziger Jahre seine Malerei auf Streifen. Er enthebt die Malerei damit jeder Bedeutung, jeder Abbildung und jeder Komposition. Sie vollzieht sich, in permanenter Wiederholung der Streifen, als ortsbezogenes Ereignis, das den kontextuellen Hintergrund nach vorne hebt. Sie ist – zumindest vom Kern her – nicht referentiell, sondern, wie Lyotard feststellt: “Seine {Burens} Kunst ist ausschließlich eine Ausstellung der verborgenen Pragmatik der Kunst (insbesondere aufgrund der Ausstel- lungsorte).” Darin opponiert sie nicht zuletzt der museums- und ausstellungstechnischen, der kunsttheoretischen und kunstkritischen Verfügungsgewalt.

Unter dem Gesichtspunkt der “Selbstkritik der Kunst” steht Burens Arbeit in der Tradition der im Avantgardismus beschleunigten Moderne. Was geschieht, wenn sie…


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