BENJAMIN KATZ
Das Auge des Chronisten am Tatort
EIN GESPRÄCH VON HEINZ-NORBERT JOCKS
Kein anderer Fotograf hat den Kunstbetrieb seit den Sechzigern umfassender dokumentiert als Benjamin Katz. Er, der als Galerist zusammen mit Michael Werner in Berlin begann, ist mehr ein sensibler Chronist der laufenden Kunstereignisse denn ein kritischer Begleiter der Szene, zudem jemand, der die Künstler liebt und sich deshalb auch so unauffällig wie möglich vor Ort bewegt. Sein Stil meidet das Arrangement, die große Künstlichkeit. Er setzt ganz auf die Aussagekraft des Schnappschusses, den er meisterhaft beherrscht. Der Zauber, der von seinen Aufnahmen ausgeht, verdankt sich dem Spontanen, dem Gefühl der Zugehörigkeit, den Reizen diskreter Intimität und der Erhabenheit des Augenblicks, der einfach passiert, wenn er zur Stelle ist. Es ist die aufrichtige Sympathie mit dem Künstler, die seine respektvolle Art des Sehens mit der Kamera prägen. Mit ihm sprach in Köln Heinz-Norbert Jocks.
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Heinz-Norbert Jocks: Sie wollten ursprünglich Maler werden, nicht ?
Benjamin Katz: Wenn ich jetzt zu erzählen anfange, kommt es mir vor wie auf der Couch eines Psychiaters. Aber irgendwo hat es wohl auch etwas von einem Befreiungsschlag, offen über sich zu reden. Jedenfalls geht es mir darum, ehrlich zu antworten. Als Jugendlicher, soweit ich mich erinnern kann, habe ich schon leidenschaftlich gern gezeichnet. Zum Beispiel bereiteten mir das Nachzeichnen von Comicfiguren oder Motiven wie Schuhe, Stilleben etc. oder ein Selbstportrait von Leonardo da Vinci großen Spaß, wie mich überhaupt Zeichnungen aus der Zeit der Renaissance interessierten, die ich in Kunstbüchern aufstöberte. Keine Ahnung, ob man mir Papier gab,…