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Ausstellungen: Erlangen · von Martin Blättner · S. 294 - 295
Ausstellungen: Erlangen ,

Erlangen
Devan Shimoyama

All The Rage
Kunstpalais Erlangen 19.06.–14.11.2021

von Martin Blättner

Eine Glanzparade farbenprächtiger Porträts, aufgeladen und übersteigert mit Glitzer, Schmuck, Pailletten und Strass rockt den Kunstpalais Erlangen mit einem Neo-Pop, der seinesgleichen sucht. Diese Malereien und Collagen sind mit vielen Ausrufezeichen versehen. Der afroamerikanische Künstler Devan Shimoyama (geb. 1989 in Philadelphia) stellt einen grell überzeichneten Bilder-Kosmos mit Drag Queens, Untoten und Halbgöttern in den verschiedensten Verkleidungen und Maskierungen und auch sich selbst ins Rampenlicht. Bei so viel zustimmender Bejahung zum Leben vermutet man keine Strategie, die Welt hinter den glitzernden Fassaden aufzudecken und auf homophobe oder rassistische Tendenzen zu verweisen, doch dieser Schein trügt.

 

Dargestellt ist zwar eine optimistische Zukunftsvision, die negative Darstellungen ausblendet, andererseits verweist der doppeldeutige Titel „All The Rage“(„Der ganze Zorn“, aber auch „Der letzte Schrei) auf eben genau diese Ambivalenz und auf einen Hintergrund, der in der „queeren“ Subkultur ihren Ursprung hat. Die Gothic-Horror-Szene weichte die starren Hetero-Geschlechter-Rollen auf, Mumien können jedes Geschlecht haben. So sind die „ Akasha-“ und Chakra-Bilder nicht direkt von der hinduistischen und buddhistischen Philosophie inspiriert, haben eher triviale, aber auch tragische Bezüge. Vor dem gelben Mond am smaragdgrünen Himmel zeigt sich „Akasha“ etwa als eine Art Vam-pir-Gottheit mit goldenem Kopfschmuck und mit den Gesichtszügen von Aaliyah, der Sängerin und Schauspielerin, die in jungen Jahren ums Leben kam: ein Memento Mori einer „untoten“ Queen. Der Film „Mutter aller Vampire“, in der sie die Hauptrolle spielte, wurde sechs Monate nach Aaliyahs Tod veröffentlicht.

Auch Teresa Graves hatte im „House of Old Dracula“ (Film von 1974) eine…

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von Martin Blättner

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