München
Sweat
Haus der Kunst 11.06.2021 – 09.01.2022
von Jolanda Drexler
Diese so schlicht wie unerwartet „Sweat“ betitelte Gruppenausstellung ist ein Knaller. Sie überwältigt nach all den blassen, introvertierten Lockdown-Monaten durch ihre herausfordernde Vielfalt, schillernde Buntheit und Energetik bis hin zur Drastik. Im Mittelpunkt der klug und beherzt von Anna Schneider und dem Brasilianer Raphael Fonseca kuratierten Schau steht der menschliche Körper – in lustvoller Selbstermächtigung und als politische Ansage. Dessen Sekret Schweiß entsteht bei harter körperlicher Arbeit, bei Krankheit, aber auch bei emotionalen Erregungen wie Angst oder Freude, vor allem beim Sex und körperlichen Exzessen wie Tanz. Das zentrale Thema der Ausstellung ist der Widerstand von Körpern gegen soziale und politische Unterdrückung, Ausgrenzung und Rassismus aus postkolonialer Perspektive. 30 hierzulande größtenteils unbekannte Künstler*innen aus der ganzen Welt werden im Haus der Kunst zusammengeführt, um nach Anna Schneiders Konzept „sowohl generationsübergreifende wie transnationale Dialoge zwischen Arbeiten der jüngsten Gegenwart mit wegweisenden feministischen, queeren und postkolonialen Positionen der 1970er und 1980er Jahre (herzustellen). Dies bildet eine partielle Genealogie der Körperpolitiken und Geschichten des Widerstandes …“. Einigermaßen hochgestimmt zieht sie den Schluss: „Im Zusammenspiel evozieren die Werke eine Poetik der Nähe und Unmittelbarkeit sowie eine Ästhetik lustvoller Selbstbestimmung.“ Während laut Co-Kurator Fonseca „all diese Künstler*innen eine Feier auf das Leben – und auf das Überleben – abhalten“ (beide Ausstellungskatalog).
Jacolby Satterwhite (geb. 1986, USA) verwandelt bereits die monströse Mittelhalle des Haus der Kunst in einen Nachtclub mit veritablem Dancefloor und Discokugeln. Frontal zu sehen ist seine neue Videoarbeit „We Are In Hell When We Hurt…