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Gespräche mit Künstlern · von Rainer Metzger · S. 298 - 305
Gespräche mit Künstlern , 1992

Die letzte Freiheit, die wir haben

EIN GESPRÄCH VON RAINER METZGER

Das Leben des slawischen Emigranten im Westen war von jeher der Motor in der Arbeit Haralampi Oroschakoffs. Aus alter russischer Familie stammend, 1955 in Sofia geboren, kam er im Alter von elf Jahren nach Wien. Nach den Öffnungen der letzten Zeit war es Oroschakoff nun möglich, mit drei Ausstellungen in jenen Osten zurückzukehren, dessen Heimatlichkeit und Spiritualität er in seinen Bildern stetig habhaft zu werden sucht. In Belgrad, Sofia und Moskau zeigte er Aspekte seines Schaffens. Zum Abschluß dieser Trilogie sprach Oroschakoff mit Rainer Metzger über Kontinuität und Veränderung seines Zugangs zum slawischen Kulturkreis.

*

R. M.: Anläßlich der Ausstellung “Eine innere Mongolei” wurde Joseph Beuys als Musterbeispiel einer Sensibilität gehandelt, die östliche Denkstrukturen in westliche Begrifflichkeit einarbeitet. Würdest du gerne auch so gesehen werden?

H. O.: Das lehne ich völlig ab. Sicher ist Beuys ein Grenzgänger und dabei geradezu genial. Aber ich würde Beuys mit dem Osten nicht in Verbindung bringen. Dafür ist die humanistische Prägung seines Denkens, sind die romantischen, die typisch deutschen Strukturen seines Arbeitens viel zu deutlich. Dazu kommt der Punkt, daß er sich selbst als Schamane völlig mißversteht und eben nicht die Verzückung wirklich hat, in die er sich vermeintlich fallen läßt. Da fängt für mich das Unvermögen von Beuys an, den Osten wirklich zu begreifen.

Mir ging es bei dieser Frage natürlich um die Positionierung von dir selbst.

Ich habe für mich immer versucht, Kunst und Leben getrennt zu halten. Und ich habe immer gesagt, wenn sich die Kunst dem…

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