GEORG HEROLD:
»… sonst bleibt einem die Latte im Halse stecken.«
EIN GESPRÄCH MIT JÜRGEN RAAP
Jürgen Raap: Es gibt graduelle Unterschiede, wie sich Witz und Humor in der zeitgenössischen bildenden Kunst eher beiläufig und verhalten oder in eindeutiger Zuspitzung ausmachen lassen.Bei Ihren Kaviarbildern begreife ich zunächst einmal Kaviar als Malmittel, wie Farbe, und zwar in Verbindung mit anderen Substanzen wie Schellack. Kaviarkörner haben eine bestimmte Materialität, ihre Transparenz kann als malerische Qualität begriffen werden. Das allein ist aber noch nicht witzig, bei einigen der Kaviarbilder verdichtet sich die Behandlung des Materials doch zu einer recht eigenartigen Oberflächenstruktur, die erst einmal “für sich” wahrzunehmen ist. Bei anderen Bildern aus dieser Werkphase hingegen mündet die Materialbehandlung in eine Pointe, wenn etwa die Körnchen akribisch numeriert oder aufgenäht werden, sich damit eine Dimension des Absurden auftut. Welchen Stellenwert hat denn hier der Witz oder der Humor im künstlerischen Prozeß, in der Vorgehensweise? Ist er der Beschäftigung mit grundsätzlichen bildnerischen Problemen nachgeordnet, oder sind diese Materialien von vorneherein Mittel zum Zweck des Witzekonstruierens?
Georg Herold: Ohne Witz hätte ich das sicherlich nicht so gemacht, eine solche Haltung geht den künstlerischen Überlegungen voraus. Der Witz überhaupt ist jedoch sehr schwierig zu handhaben, manchmal ist er sogar eine eher traurige Angelegenheit.Man hat mir ja auch vorgeworfen, diese kleinen Fischeier gleich tonnenweise… Störe zu zerstören, nicht wahr ? Es hat etwas Ungewohntes an sich, der Begriff “Absurdität” wäre vielleicht nicht ganz zutreffend. In den Reaktionen auf Ungewohntes führt man dann immer wieder Lachen oder Witz oder auch Zynismus…