Christian Kravagna
Drau – Grau – Schön
Columbus durchkreuzt den Kärntner Nebel
Kunstverein für Kärnten, Künstlerhaus, Klagenfurt,11.9. – 23.10.1992
DRAU – GRAU – SCHÖN“, kuratiert von Thomas Zaunschirm, versteht sich als Initial einer Reihe von Projekten, mit welcher der Kunstverein für Kärnten zumindest einmal im Jahr die Grenzen des regionalen Interesses überschreiten und damit mittelfristig eine Imagekorrektur erzielen möchte. Die Wahl des Kurators bürgte gewissermaßen von vornherein für ein – wenigstens aus Kärntner Sicht – „außergewöhnliches Ereignis“. Was Zaunschirms Ansatz jedenfalls zugute zu halten ist, ist die Vermeidung des naheliegenden Schlusses, das Gegenteil von Regionalität sei erzwungene Internationalität. Daß seine Ausstellungskonzeption völlig ohne „Namen“ auskam und allein unter Beteiligung der Kunstvereinsmitglieder realisiert wurde, mußte am Eröffnungstag besonders auffallen, wurde doch gleichzeitig mit einer von Veit Loers zusammengestellten internationalen Starparade unter dem Titel „Shapes and Positions“ die von Franz Erhard Walther entworfene „Ritter Kunsthalle“ des kunstengagierten Verlegers eingeweiht. War da mit dem Standard-inventar jedes besseren Museums (Judd, Flavin, Long, Richter, Knoebel …) der Provinz die große Kunstwelt entgegengehalten worden, ohne aber inhaltlich zu überzeugen, so setzte Zaunschirm voll auf die Macht der Idee.
„Columbus durchkreuzt den Kärntner Nebel“ hieß es auf den Anzeigen der Kunstmagazine, durch deren massive Präsenz der Versuch unternommen wurde, mit regionalen Künstlern eine international rezipierbare Ausstellung zu veranstalten. Unter geschickter Ausnutzung der Tatsache, daß die Relevanz einer Ausstellung an ihrer medialen Präsenz gemessen wird, erregten die inserierten Indianer mit ihrer Aussage „Ich bin ein Kärntner“ das erforderliche Interesse. Wer sich also auf Exotenschau nach Klagenfurt begab – nicht per Schiff, wie…