Friedrichshafen
Eigentum verpflichtet.
Eine Kunstsammlung auf dem Prüfstand
Zeppelin Museum 04.05.2018 – 31.12.2019
von Tanja Klemm
Nähert man sich dem Zeppelin Museum von einem der beiden städtischen Bahnhöfe, ist es unschwer zu erkennen: Friedrichshafen, einem Zentrum der deutschen Rüstungsindustrie im Nationalsozialismus, galten die meisten Luftangriffe der Alliierten im Bodenseeraum; den schwersten Angriff erlitt die Stadt Ende April 1944. Das damalige Museum Friedrichshafens wurde vollständig zerstört – von seinem Bestand blieb nur ein Klumpen zusammengeschmolzener Münzen übrig. Nach dem Krieg wurde schnell gehandelt: 1946 fiel der Entschluss, eine neue Kunstsammlung aufzubauen, und bereits 1957 eröffnete das neue städtische Bodensee-Museum im Rathausneubau – mit regionalem Sammlungsschwerpunkt vom Spätmittelalter bis in das 19. Jahrhundert, der in den 1960er Jahren um die Klassische Moderne erweitert wurde, insbesondere um das Werk von Otto Dix. 1936 hatte sich Dix, wie viele seiner Künstlerkollegen, auf die nahe der Schweiz gelegene Halbinsel Höri im westlichen Bodensee zurückgezogen. Heute befindet sich das Zeppelin Museum im ehemaligen Hafenbahnhof und versammelt seit 1996 Technik und Kunst unter einem Dach. Die Sammlung umfasst rund 4.000 Werke, seit einigen Jahren auch der Zeitgenössischen Kunst. Einmal am Hafen angelangt, erfasst man den Bodensee wieder als zusammenhängenden Kulturraum: Der Blick schweift vom Museumsrestaurant aus weit über den See hinweg, an Konstanz vorbei zu den Appenzeller Alpen und in das österreichische Vorarlberg, dahinter lassen sich Liechtenstein und Italien vermuten.
Es mag zunächst verwundern, dass sich eine Kunstsammlung, die erst nach 1945 aufgebaut wurde, in einer Ausstellung mit der Frage nach möglicher Raubkunst auf den öffentlichen Prüfstand stellt. 20 Jahre nach…