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Ausstellungen: München · von Jolanda Drexler · S. 278 - 281
Ausstellungen: München ,

München
Jörg Immendorff – Für alle lieben in der Welt

Haus der Kunst 14.09.2018 – 27.01.2019
von Jolanda Drexler

Jörg Immendorff, der „immer ein politisch denkender und agierender Künstler blieb“ (Ulrich Wilmes), wird im Haus der Kunst mit einer gigantischen Ausstellung geehrt. Es ist die erste Retrospektive nach seinem frühen Tod im Jahr 2007 infolge der Nervenerkrankung ALS. Annähernd 200 Werke geben einen erstaunlichen Einblick in das über vier Jahrzehnte währende, intensive Schaffen Immendorfs, dessen skandalumwittertes Leben oft vor seine Kunst getreten ist. Noch kurz vor seinem Tod erhitzte der vom Boulevard als „Künstlerfürst“ Gefeierte mit dem imperialen goldenen Kanzlerporträt von Gerhard Schröder die Gemüter. So hielt denn auch der Altbundeskanzler die Eröffnungsrede, in der er über die Freundschaft zu diesem „ganz großen Maler der Nachkriegszeit“ sprach. Die Schau lässt aber auch – insbesondere in den späten, sonst selten gezeigten Gemälden – die sensible, fragile Seite des Künstlers entdecken, der als Kind davon träumte, Tänzer oder Schauspieler zu werden.

Der Kurator Ulrich Wilmes verabschiedet sich in den Ruhestand mit dieser umfassenden, dichten Ausstellung, die in wohltuender Weise nicht streng chronologisch geordnet ist. Für einen deftigen Einstieg sorgen die monströs aufgeblasenen Babys aller Hautfarben im ersten Raum – unwillkürlich denkt man entfernt an die freilich viel späteren Pokémons. Diese ab 1966 entstandene, durch die Lektüre Arthur Rimbauds angeregte Serie, deren mehrmals wiederholte Inschrift der Ausstellung den Titel gab, setzte Immendorff in einer politisch aufgewühlten Zeit ganz bewusst „als Zeichen für Liebe und Frieden“. Für Aufsehen sorgte der 1968–70 realisierte LIDL-Komplex mit neodadaistischen Kunstaktionen und…

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