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Ausstellungen: Köln · S. 318 - 318
Ausstellungen: Köln , 1990

Jürgen Raap
Endre Tót

Galerie Symbol, 27.4. – 28.7.1990

Vor genau zwanzig Jahren mündeten die künstlerischen Neigungen des gebürtigen Ungarn Endre Tót in ein radikales Bekenntnis zur Conceptual-art. Trotz reger Korrespondenz mit geistesverwandten Künstlern im westlichen Ausland befand er sich mit dieser Haltung Anfang der siebziger Jahre in Budapest in einer sehr

isolierten Situation. Obwohl unter Janos Kadar die ungarische Kulturpolitik verhältnismäßig liberal war, hatte T6t große Schwierigkeiten, eine Ausreisegenehmigung zu bekommen, um 1979 sein DAAD-Austauschstipendium in West-Berlin antreten zu können. Seit Anfang der achtziger Jahre lebt Endre Tót in Köln, konzentrierte seine Arbeiten lange Zeit auf das Medium des Films und auf Bücher, bis ihn vor drei Jahren das Mediengeplänkel um die Neo-Geo-Mode zur Rückbesinnung auf die Malerei veranlaßte. Und dies geschah in sehr polemischer Weise als Verhöhnung einer Ästhetik, deren Protagonisten geglaubt hatten, eine sehr eng gewordene Welt aus geometrischen Grundsymbolen mit den klassischen Effekten sichtbarer Pinselstrichspuren darstellen zu können. Auch in seinen jüngsten Arbeiten sind Tóts Ausformulierungen von Dreiecken, Kreisen oder Quadraten mit krassen Schattierungen oder stufenlosen Ubergängen von Hell- in Dunkelwerte nicht etwa als Bemühungen um handwerkliche Akribie zu verstehen, sondern als ironisches Spiel mit jener Faszination, die das Maschinelle ausübt. Endre T6t zitiert die wohlkalkulierte Glätte des Werbeund Gebrauchsmusterdesigns, dessen Zeicheninventar nur eine sehr vordergründige, oberflächliche Bedeutung hat. Manches erinnert an die Chiffren der Computergrafik; da tauchen neben verzerrten Parallelogrammen stilisierte Zahlen wie “eins” oder “sieben” auf, auch ein Ausrufezeichen in Kursiv-Schrift. Doch diese unterkühlte, gleichwohl sehr dynamische Ästhetik einer Firmen-Logo-Grafik, die jeden Möbelwagen zum Gesamtkunstwerk erheben würde,…


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