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Titel: 54. Biennale Venedig · von Susanne Boecker · S. 254 - 254
Titel: 54. Biennale Venedig , 2011

Haiti

Jean Hérard Celeur, André Eugene, Claude Saintilus – Death and Fertility. Kurator: Daniele Geminiani. Ort: Riva Sette Martiri

Vor 18 Monaten erschütterte ein schweres Erdbeben Haiti. Binnen 38 Sekunden wurden am 12. Januar 2010 die Hauptstadt Port-au-Prince und ihre Umgebung zerstört, mindestens 250.000 Menschen verloren ihr Leben, Hunderttausende mehr ihre Gesundheit und ihre Häuser, Präsidentenpalast und Ministerien fielen ineinander, Schulen, Kirchen, Hospitäler, Gefängnis und auch die Gebäude der UN. Die Folgen der Katastrophe sind bis heute kaum bewältigt – und doch präsentiert sich das Land auf der 54. Biennale Venedig erstmals mit einem nationalen Pavillon. „Yes we can“, betont Haitis Kulturattachée in Paris, Régine Estimé. Mit maßgeblicher Unterstützung durch verschiedene französische Institutionen, darunter die Stiftung der Modeschöpferin agnès b., wurden gleich zwei Ausstellungen in Venedig realisiert.

Direkt am Eingang der Giardini positioniert ist die Schau „Death and Fertility“. Die Skulpturen Jean Hérard Céleur, André Eugène und Jean Claude Saintius sind in zwei Transportcontainern untergebracht. Die Künstler gehören dem Kollektiv Atis Rezistans (Widerstandskünstler) an, einer Gruppe, die sich selber als „Ghettokünstler“ bezeichnet. Ihr Arbeitsmaterial: Metallschrott, Holzstücke, Stoffreste und auch menschliche Schädel und Knochen. Daraus fertigen sie Recycling-Skulpturen, deren Mischung aus Katholizismus und Vodoo, aus Sexualität und Spiritualität, Horror und Humor im Westen gut ankommt – entspricht sie doch gängigen Klischeevorstellungen von haitianischer Lebensart. Die zum Teil drastischen Figuren kommen ursprünglich, lebendig, fantasievoll und direkt daher und dürften viele Biennale-Besucher faszinieren.

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