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Titel: Insel Austria · von Helmut Draxler · S. 239 - 239
Titel: Insel Austria , 1987

Hans Kupelwieser

geb. 1948 in Lunz/See/NÖ, lebt in Wien

Hans Kupelwieser formt Hüllen, Kokons. Von rückwärts treibt er Metall zur mächtigen Gestalt, zur Vollplastik, gerichtet auf eine Sicht. Diese Tätigkeit höhlt sich den eigenen Raum aus. Also verschließt die Form ein Inneres, welches seine Leere uns nur selten zeigt.

An der Oberfläche bricht vielfach das Licht, das Alu schmilzt zum milden Silberschein; ein matter Schimmer und ein heller Glanz verwandeln die Dinge in malerische Bilder. Unser tastender Blick streift nicht, woran der Hammer schlug, sondern die Negativform, durch welche der Künstler – in indirekter Rede – spricht. Das Weiche erfährt sich im Harten, das Biegsame im Widerborstigen, das Anschmiegsame in der »Eisernen Jungfrau«. Denn einmal wie Geschmeide, dann wie Rüstungen flankieren die Figuren einen »heiligen Weg«, die Prozessionsstraße. Hier steht das Götterbild als Weihegabe, die Stele zur Erinnerung, die Opferschale. Dennoch, weit mehr als Zeichen und Symbol – da war Berührung, Druck des Lebendigen. Erst noch völlig puppenhaft-verschlossen, platzt dann die Hülle und ein Flügelpaar entflieht. Schlangenhaut rankt sich zur phallischen Chiffre, die schmucke Platte liest sich als fossiles Gestein; gestanzte Löcher zerreißen zuweilen den glänzenden Schein. Am Boden liegend wird die Plastik zur Grabplatte, an der Wand wechseln Maske und Helm, Mumie und Pharaonenbart. Nach außen sind die Figuren beziehungsarm, am schönsten ganz allein. Die leise Kommunikation der Bewegungen stiftet aber doch melodische Klänge, ein Glockengeläut, welches die dumpf-heiseren Klopfgeräusche des Blechs sachte verschluckt.

Kupelwiesers Plastik blendet, verwirrt und zwingt doch zum Verharren. Frontalität und gleißendes Licht vermengen meditativen mit suggestivem Charakter -…

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