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Ausstellungen: München · von Cornelia Gockel · S. 368 - 369
Ausstellungen: München , 2006

Cornelia Gockel
Ilya & Emilia Kabakov

»Installation & Theater«
Versicherungskammer Bayern 27.9.06 – 4.3.07

Himmel und Hölle liegen manchmal nah beieinander. Deutlich spürbar wird das im Dante-Theater, einem Projekt von Ilya und Emilia Kabakov, das der Idee eines Gesamtkunstwerks folgt. Durch eine schmale Eingangstür gelangen die Zuschauer ins Innere eines Kühlturmes. Ein tiefer, dunkler Brunnenschacht, der nur mit einem einfachen Geländer gesichert ist, öffnet sich direkt vor ihnen. Tastend suchen sie im Halbdunkel ihre Plätze auf den schmalen Holzbänken, die in die steinernen Wänden eingelassen sind. Quälende Stille zermürbt die Wartenden, bevor zunächst kaum wahrnehmbar kleine Lichter in der Dunkelheit aufleuchten. Eine dröhnende Männerstimme zitiert Kapitel aus der Hölle von Dantes göttlicher Komödie. Immer wieder unterbrechen donnernde Orchesterklänge die Lesung. In angstvoller Erwartung drücken sich die Zuschauer an die Wände. Doch plötzlich wandelt sich die Stimmung im Inneren des Kessels. Gleißendes Tageslicht fällt als Lichtsäule von der Decke herab und eine betörende Frauenstimme liest Fragmente aus dem Paradies. Nur zwanzig Minuten dauert die Aufführung, doch den Zuschauern wird klar, dass sie sich in einem Zwischenbereich von Himmel und Hölle befinden.

Noch kann man Kabakovs Dante-Theater nicht wirklich besuchen, denn das kathartische Raumerlebnis im Inneren des Kühlturmes bleibt eine Utopie, wie so viele Theaterprojekte des russischen Künstlers. Doch in der Ausstellung in der Versicherungskammer Bayern kann man sich anhand von Zeichnungen, Aquarellen, Skizzen und Modellen einen Eindruck verschaffen, wie allumfassend die Vorstellungen des Künstlers sind. Gezeigt werden neun Projekte, die von der utopischen Theaterlandschaft in der Zeche Zollverein in Essen, den Ideen für die…



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