Künstler als Gärtner – Das Gartenarchiv
HERAUSGEGEBEN VON PAOLO BIANCHI
Abgesehen von der chinesischen Mauer, den ägyptischen Pyramiden und anderen Zweckbauten ist der Garten die größte vom Menschen geschaffene Kunstform. Ein Lebenskunstwerk eigener Art. Wenn Künstler als Gärtner Natur betasten, begreifen und “in die Hand” nehmen, dann geben sie Handlungsmodelle von Mentalität wieder, gewissermaßen eine Ethnographie der Kultur. Der Garten als Lebensraum, als offener Aktionsraum, als All, als Winkel der Welt und als ein Kosmos ist Poesie. Poesie des Raums, Poesie der Pflanzen, Poesie des Lebens. “die orchidee onaniert zwischen den fingern des fräuleins / und bekleckert sie bis in den ärmel hinein” (Gerhard Rühm). Während Land-Art-Künstler klare Gedanken mit Punkt und Komma in die Landschaft setzen, beschreiben Plant-Art-Künstler die Natur nicht wie ein weißes Blatt von oben links nach unten rechts. Dem Weinen nach Erhabenheit wird nicht mit schönem Impressionismus zugearbeitet, statt dessen werden Pflanzen in die Landschaft gesetzt, wie Maler gern Farben auf die Leinwand bringen, um zu sehen, was passiert. Da Pflanzen auch Rhizome sind, findet sich immer ein Weg (also “Routes” statt “Roots”), der zu einer nächsten Pflanze führt. Die Plant Art verbindet an ihren Orten auf paradox-dialektische Weise das Gewöhnliche mit dem Geheimnisvollen. Die spektakuläre Land Art wird vom gewöhnlichen Gärtnern abgelöst. Der Band “Künstler als Gärtner” steht für eine ökologische Kunst ohne grüne Dogmen. – Frischgemüse ist in der Kunst gefragt. Der Folgeband “Das Gartenarchiv” bietet viel Anschauungsmaterial: Beim Vergleich des Archivars mit dem Gärtner und auf der Reise durch Archivgärten kommt es unverhofft zu Denkfiguren,…