Amine Haase
Louise Bourgeois „A l’infini“
» Der Widerspenstigen Zähmung «
Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, 3.9.2011 – 8.1.2012
In so harmonischem Zusammenklang konnte man sich selten den Arbeiten von Louise Bourgeois nähern. Die Kunst-Oase der Fondation Beyeler ist der ideale Ort für die Zähmung einer Widerspenstigen. Kiss me Louise, raunt die umgebende Natur, flüstert die makellose Architektur, fordern freundlich die Bilder und Skulpturen der Sammlung. Und die rebellischen Werke der vor eineinhalb Jahren in hohem Alter gestorbenen Künstlerin fügen sich. Sie sind in die ständige Sammlung integriert: Bourgeois neben Cézanne, und Léger, neben Picasso und Giacometti, Warhol und Bacon. Ein Gewinn? Ein Verlust? In jedem Fall ein gelungenes Experiment, was paralleles Sehen betrifft. Und Louise Bourgeois konnte noch ihre Zustimmung zu dem Ausstellungskonzept geben, das Ulf Küster jetzt umsetzte – was Genuss ohne Reue verspricht.
Der Gewinn – oder besser: Genuss? – liegt vor allem im formalen Vergleich. Bourgeois‘ Stelen aus bemaltem Holz oder aus Stoff-Kuben, „Memling Dawn“ von 1951 und „Untitled“ von 2000, stehen vor „Madame Cézanne“ und einem grünen „Sous-Bois“, Bilder, die Paul Cézanne zwischen 1888 und 1902 malte. Und „Red Fragmented Figure“ von 1953 ist mit Fernand Légers „Contraste de formes“ von 1913 konfrontiert. Die geschichteten Holzkeile – schwarz bei „Memling Dawn“ und rot bei der „Fragmented Figure“ – scheinen die sichtbaren Pinselspuren von Cézannes Malerei und Légers Form-Zersplitterungen in Skulpturen umzusetzen. Cézanne gehörte zum Avantgarde-Programm in einem Frankreich, das Louise Bourgeois 1938 nach ihrer Hochzeit mit dem amerikanischen Kunsthistoriker Robert Goldwater verließ. Und der Cézanne-Bewunderer Fernand Léger war…