Tübingen
Marina Abramović
Jenes Selbst / Unser Selbst
Kunsthalle Tübingen 24.07.2021 – 13.02.2022
von Johannes Meinhardt
Marina Abramović, geboren 1946 in Belgrad, führte 1973 ihre erste öffentliche Performance – Rhythm 10 – auf, nachdem sie 1972 sowohl Joseph Beuys als auch Hermann Nitsch kennengelernt hatte, in deren Aktionen sie eine enge Verwandtschaft mit ihren eigenen Überlegungen und Arbeiten fand. 1975 begegnete sie Ulay (Ulrich Laysiepen, 1943 – 2020), mit dem sie bis 1987 / 88 auf das Engste zusammenarbeitete und -lebte. Mit Tübingen hatten die beiden eine überraschende Verbindung; die kleine Galerie von Ingrid Dacić war seit Mitte der siebziger Jahre für sie eine wichtige Anlaufstelle, zu einer Zeit, als sie unter schwierigen Bedingungen in Europa herumreisten und in einem kleinen Lieferwagen lebten. Die Ausstellung „Jenes Selbst / Unser Selbst“ ist von Martina Abramović und der Leiterin der Kunsthalle Tübingen, Nicole Fritz, für Tübingen konzipiert worden.
Ein wichtiger Grund für diese Zusammenarbeit ist sicher, dass die Ausstellung sich mit einem Aspekt der Arbeit der Künstlerin beschäftigt, der seit den achtziger Jahren immer stärker in den Vordergrund getreten ist und heute ihre Tätigkeit fast vollständig determiniert und definiert: das spirituelle Denken der Künstlerin. In der frühen Phase mit Ulay hingen die Reisen der beiden – mehrfach nach Australien zu verschiedenen Aboriginesstämmen, nach Nordindien zum Dalai Lama und in die Wüste Thar in Rajastan, nach China – eng mit ihren Untersuchungen des Körpers zusammen, in denen sie auch spezifische, an den Körper gebundene Bewusstseinszustände erforschten – wie es sie in manchen buddhistischen Schulen, bei hinduistischen Sadhus,…