Rainer Unruh
Max Beckmann
»Landschaft als Fremde«
Gerhard Richter
»Landschaften«
Hamburger Kunsthalle, 7.8. – 8.11.1998
Hamburger Kunsthalle, 7.8. – 8.11.1998
Sprengel Museum, Hannover, 4.10.1998 – 3.1.1999
Zwei Ausstellungen, ein Thema: Unter dem Titel “Landschaft als Fremde” zeigte die Hamburger Kunsthalle einen bislang wenig im Bewußtsein präsenten Aspekt der Malerei Max Beckmanns, während das Sprengel Museum in Hannover erstmals die Landschaftsbilder Gerhard Richters in repräsentativem Umfang vorstellte. Ein willkommener Anlaß, um der Frage nachzugehen, wie ein Klassiker der Moderne und der wohl bedeutendste deutsche Maler der Gegenwart auf die Herausforderung reagieren, einen Zugang zum altehrwürdigen Sujet Landschaft zu finden, der das im 20. Jahrhundert erreichte Niveau ästhetischer Reflexion nicht unterschreitet.
Beckmann läßt keinen Zweifel daran, daß es ihm nicht um die Landschaft an sich geht, sondern um den subjektiven Blick auf einen Raum, den er, darin ganz auf der Höhe der Zeit, oft als Tourist mit dem Auto durchquert. In den 1930er Jahren zieht es ihn an die Riviera und die Côte d’Azur. Der Zauber der südlichen Flora, die Vitalität, mit der die Pflanzen aus dem Boden schießen – all das fasziniert den Besucher aus dem Norden, ohne daß er seine Skepsis vollkommen ablegt. In einem seiner stärksten und rätselhaftesten Gemälde (“Hôtel de l’Ambre”, 1949) erscheint die Natur als eine chaotische, ungebändigte und verwandelnde Kraft, die den Menschen allenfalls in die Arme schließt, um ihn sich einzuverleiben. Auf dieses Bild trifft in besonderem Maß das Rilke-Wort aus dem Worpswede-Buch des Dichters zu, das Jutta Hülsewig-Johnen in ihrem Katalog-Beitrag zitiert: “Denn gestehen wir es nur: die Landschaft ist ein Fremdes für uns und…