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Titel: Lebenskunst als Real Life · von Moshekwa Langa · S. 163 - 167
Titel: Lebenskunst als Real Life , 1998

MOSHEKWA LANGA
“Wie Er die Couch verliess”

ODER ARMAGEDDON KANN WARTEN

Seitdem er angefangen hat, Fotoromane zu lesen, erzählte er mir, daß ihn der Sprechblaseneffekt, der erklärende Kurzkommentar am Rand des Bildes und die gestelzte und verkümmerte Handlung der Bilder faszinierten. Was Er eigentlich sagte, war, daß ihn das Krasse des stehenden Bildes interessierte. Die archetyptische flüchtige Muse, “die flüchtende Krankenschwester”, “die Chanteuse”, die Konfrontationszenen und besonders die letzten vier Bilder, die den Höhepunkt dieser Romane (besser: Fotoromane) bildeten. Er sagte, daß insbesondere die Handlungslosigkeit der Figuren höchst interessant sei.

Als er begann, mit Bildern zu arbeiten (erzählte Er mir später), interessierte ihn, daß sie für sich stehen, aber auch in einer Sequenz oder Serie verknüpft werden können, je nachdem wie man sie montiert. Er erzählte mir von der Zeit, als Er heranwuchs (als ich ein kleiner Junge war, würde Er sagen), und daß Sex fast während dieser ganzen Zeit ein verbotenes Thema war. Später lernte er, daß Sex einzig zum Zweck der menschlichen Fortpflanzung ausgeübt werden dürfe und daß die Verschwendung des menschlichen Samens eine böse Tat sei (eine beiläufig hingeworfene Information, sagte Er). Wie sollte ich wissen, daß er einige Monate lang ein glühender Anhänger der religiösen Sekte derer, die an ein besseres Leben für alle nur im Paradies glaubten, gewesen war (ein paar ihrer Bücher trugen Titel wie “Das Leben: Entstand es durch Evolution oder durch Schöpfung?”, “Auch Du kannst im Paradies ewig leben” … und am Ende siegte natürlich immer ihr Gott Jehova und vernichtete die Welt mit einem…


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