Markus Lüpertz:
»Mich nervt, daß von mir ein Verbeugen vor Größeren verlangt wird«
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Markus Lüpertz, 1949 in Liberec geboren, gehört zu jener Künstlergeneration, die, da sie “Malerei als Malerei” versteht, diese “von der Fessel der Geschichte der Motive” befreit. Mit ihm sprach Heinz-Norbert Jocks über Herkunft, die Quelle von Kreativität, Außenseitertum, Dandyismus, den Begriff des Genies, Kritiker, Krieg, Fotografie, Mythologie, Surrealismus, über Philosophie à la Friedrich Nietzsche und seine Picasso-Austreibung.(Siehe dazu auch die Ausstellungsbesprechung “Markus Lüpertz: Gemälde – Skulpturen”, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, von Heinz-Norbert Jocks im Teil “Ausstellungen”.)
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H.-N. J.: Obgleich auch als Bildhauer und Graphiker tätig, verstehen Sie sich als Maler. Seit wann malen Sie? Wollten Sie nie etwas anderes werden?
M. L.: Ich handle stets als Maler. Seit meinem zehnten Lebensjahr wollte ich nie etwas anderes sein und sehnte mich danach. Das Bedürfnis, Maler zu sein, ist Berufung, und es bedeutet Glück, Künstler zu sein, unabhängig davon, ob es sich davon leben läßt oder nicht. Nirgendwo ist man freier.
Auch als Bildhauer sind Sie Maler?
Deswegen verstehe ich meine bemalten Skulpturen als Gegenstände, die mir in meinen Bildern begegnet sind. Es ist sicher, daß Maler die Skulptur ganz anders sehen. Für mich als Maler muß sie von jeder Seite eine Überraschung bieten, während Bildhauer dafür sorgen, daß sich die Logik der Vorderansicht hinten ergänzt. Darüber hinaus haben alle großen Maler Skulpturen geschaffen, manchmal bedeutendere als Bildhauer. Skulptur und Bild sind eine Einheit, kein Bruch, kein Ausweg.
Was zeichnet Malerei aus?
Die Malerei ist die schwerste aller Disziplinen. Sie fängt mit nichts…