vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: München · von Michael Hübl · S. 299 - 300
Ausstellungen: München , 2016

Michael Hübl
Painting 2.0

Malerei im Informationszeitalter
Museum Brandhorst, München, 14.11.2015 – 30.4.2016

2.0 – das klingt nach gestern. Wenn es um die ökonomische Zukunft geht, ist es gegenwärtig Standard, von Produktion 4.0 zu reden. Insofern ist es folgerichtig, dass die Münchener Ausstellung „Painting 2.0“ in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einsetzt. Denn im Museum Brandhorst wird – bezogen auf den technologischen Fortschritt – ein historisches Phänomen verhandelt. Es geht um die Malerei im Informationszeitalter. Das Thema besitzt insofern Brisanz, als hinter ihm die Bedrohung eines alten Mediums durch die Möglichkeiten apparativer Bilderzeugung steht. Kein neues Problem. Schon mit dem Aufkommen der Fotografie sahen sich viele Maler in ihrer Existenz bedroht, und lange galt, gleichsam als ästhetisches Ideologem, hinsichtlich der Wertigkeit ein Gegensatz von gemalten und fotografierten Bildern als ausgemacht. Die Künstler verhielten sich entsprechend. Sie nutzten oft heimlich die Kamera, um die Vorlagen für ihre Malereien zu erstellen. Das Publikum sollte von diesem technischen Kniff nichts erfahren. Das hätte den Nimbus des Künstlers als originärem oder gar genialem Schöpfer beschädigt.

Die Künstler, deren Arbeiten in München präsentiert werden, waren und sind über derlei Versteckspiele erhaben. Im Gegenteil: Direktheit ist angesagt. Die Ausstellung setzt nach dem Zweiten Weltkrieg ein, in der Aufbauphase der westlichen Konsumgesellschaften, als einige Frauen und Männer, marxistisch gesprochen: die Malerei vom Kopf auf die Füße stellten oder die Psyche durch die Physis ersetzten. Yves Klein demonstrierte die radikale Abkehr vom Illusionismus in der Malerei mit seinen „Anthropometrien“, Niki de Saint-Phalle, indem sie zur Flinte…



Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei