Hermann Pfütze
Quadratur I
»Leere wird sichtbar«
Haus am Kleistpark, Berlin, 16.11. – 22.12.1996
Das “Haus am Kleistpark” in Schöneberg, eine der wenigen Adressen herausragender zeitgenössischer Kunst in Berlin, hat noch keinen Etat für 1997. Falls er doch bewilligt wird, reicht er besser für ein standhaftes Ende als für sparberlinerisches Weiterwursteln zwischen langen Schließzeiten und Selbstgebasteltem. In dieser Situation – “Was können wir machen, wenn wir nichts mehr machen können?” – haben Katharina Kaiser und Peter Funken ein originelles Konzept entwickelt, die Arbeit der letzten fünfzehn Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen.
Alle Künstler, die seit 1981 im Haus am Kleistpark ausgestellt haben, wurden aufgefordert, ihre Kunst auf Sofortbildern darzustellen, im kargen, billigen Kleinformat. “Quadratur I”, die Beiträge der ersten acht, waren im November und Dezember 1996 zu sehen, eine zweite Lieferung, “Quadratur II”, folgt im Februar 1997, eine dritte ist für März/April geplant und die letzte vor den Sommerferien. “Quadratur” meint sowohl das Polaroidformat als auch die vielen leeren Quadratmeter, die zu sehen sind.
Sehr direkt zeigen das die “blinden Flecke” von Susanne Ahner. Sie hat Sofortbilder numerierter Stellen an den leeren Wänden gemacht und in einer Aktenmappe auf einem Sockel in der Mitte des Raums präsentiert. Nr. 27 zeigt z. B. eine Verteilerdose unter der Wandfarbe und eine alte Heizungsrohrschelle, Nr. 28 ein Stück Hängeleiste und drei Dübellöcher. So wird gezeigt, daß hier zur Zeit nichts gezeigt werden kann.
Ähnlich Raffael Rheinsbergs Beitrag “Arbeitstage”: Er hat 96 Polaroids seiner Fundstücke und Werkzeuge auf alte Stechkarten geklebt statt, wie gewohnt, die Dinge selbst…