Renate Puvogel
Seth Siegelaub
»Beyond Conceptual Art«
Stedelijk Museum, Amsterdam, 12.12.2015 – 17.4.2016
Zwei kontrastreiche Ausstellungen auf hohem Niveau: oben in den hell ausgeleuchteten Räumen die schrillen, sinnlich ansprechenden, aufregenden Werke der deutschen Künstlerin Isa Genzken, unten in dem fensterlosen Saal das überwiegend papierene OEuvre des amerikanischen Pioniers der Conceptart Seth Siegelaub (geb. 1941). Die Kuratorinen dieser Präsentation haben es verstanden, den vor zwei Jahren verstorbenen genialen Inspirateur in den so wenig greifbaren Zeugnissen lebendig werden zu lassen. Zum einen haben sie den großen Raum ohne hohe Wände offen wie eine Hügellandschaft mit Vitrinen, Podesten, Kojen und Videozonen abwechslungsreich und anregend gestaltet, auch die frühen Ausstellungsräume Siegelaubs modellhaft rekonstruiert und ausgestattet, zum anderen haben sie dessen Persönlichkeit in allen Facetten vor Augen geführt. Denn Siegelaub ist in Fachkreisen zwar als Promoter der Konzeptkunst ein Begriff, dass er aber auch Verleger, Drucker, Kurator, Lehrer, Kommunikator, Antiquar und sogar Sammler historisch bedeutender nebst zeitgenössischer Textilien war, ist kaum bekannt. Sein Lebenswerk ist in der Tat außergewöhnlich.
Die Ausstellung ist in drei Bereiche gegliedert. Den Anfang macht naheliegend die Geburt der Konzeptkunst, als Siegelaub im Jahre 1964 in seiner Wohnung eine Ausstellung mit einigen Malern veranstaltet; unter ihnen taucht mit seinen „Wheel-Bildern“ Lawrence Weiner auf, dessen Statements, bei Siegelaub 1968 veröffentlicht, sozusagen das Manifest der Konzeptkunst darstellt: Anstelle abgeschlossener, sichtbarer, materieller Kunstwerke gilt allein die Idee; sie muss nicht zwingend realisiert werden. „art as idea as idea“ (Kosuth) ist ein wichtiges Statement, ein anderes „der Katalog ist die Ausstellung ist der Katalog“ (Weiner). In dem Sinne…